Jahresbericht über das Jahr 2013
J a h r e s b e r i c h t 2 0 1 4
Dr. Roswitha Seidel
Bei meinem heutigen Bericht macht es mich besonders stolz, über die Ereignisse im vergangenen Jahr zu sprechen. 2013 war für Nachbarn in Not in vielfacher Weise ein erfreuliches Jahr. Das Sindelfinger Stadtjubiläum brachte einen ganz neuen Schwung in die Stadt, ein neues Wir-Gefühl machte sich breit. Auch wir bekamen etwas von diesem Schwingen mit, das von dem Gefühl ausging. Man könnte annehmen, dass auch NIN sogar seinen eigenen Schwung bekam, zumal wir gleichzeitig unser kleines Jubiläum feierten.
Erfreulich hohe Einnahmen
30 Jahre NIN brachten uns zahlreiche Spender und auch die verschiedensten Ideen für Aktivitäten und Aktionen für unseren Verein. Aus diesen erwuchsen uns auch ganz schöne Einnahmen auf unser zuvor doch manchmal recht strapaziertes Konto.
Dabei war besonders erfreulich - und ich finde es wert dies herauszuheben -, dass wir einen 3. Platz erreichten, der im Rahmen der Aktion "Sindelfingen übernimmt Verantwortung" vom Breuningerland ausgelobt wurde. Um das ehrenamtliche Engagement in Sindelfingen im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zu würdigen, suchte das Breuningerland den wichtigsten sozial engagierten Verein Sindelfingens. In der SZ/BZ vom 28.5. hieß es dazu in einem Kommentar: "Das Ehrenamt ist eine feine Sache. Menschen mit Idealen engagieren sich für ihre Ziele. Jeder auf seine Weise." 24 Vereine standen insgesamt zur Wahl. Dass unser Verein den 3. Platz bekommen hat, ist dem Einsatz jedes einzelnen in unserem starken Team zu verdanken. Wir erhielten ein Preisgeld von 1000 Euro.
Dass wir uns über die reichlichen Spenden sehr gefreut haben, ist verständlich. Aber wir brechen jetzt nicht in Euphorie aus. Wir bleiben auf dem Boden. Die Handhabung unserer gesamten Ausgaben und Anträge bleibt die gleiche, es wird gekürzt oder auch abgelehnt, wenn eine Anfrage nicht unserem Ziel "Hilfe zur Selbsthilfe" entspricht. Allerdings bedeutet die augenblickliche Finanzlage doch eine solide Basis für die nächsten Jahre, nachdem wir in der letzten Zeit Jahr für Jahr mehr ausgeben mussten als es die Rücklagen für Notfälle eigentlich zuließen.
Die Finanzlage wird nachher unser Finanzchef Ernst Gießler erläutern. Ich beschränke mich jetzt auf die grundsätzlichen Fragen, z.B. welche anderen Gründe außer der 750-Jahrfeier unser Ergebnis auf den erfreulichen Stand von 204.000 Euro an reinen Spenden gebracht hat.
Zuerst will ich auf einige der vielen Aktionen eingehen. Während des Jahres erwünschten sich mehrere uns bekannte oder auch anonyme Geburtstagskinder statt eines Geschenks Spenden für unseren Verein. Für unsere Arbeit ergiebige Anlässe waren auch "1 Hochzeit und 4 Todesfälle" – (in Anlehnung an den ähnlichen Filmtitel "4 Hochzeiten und ein 1 Todesfall").
Viele Geschäfte und Sportgruppen ließen sich Aktionen einfallen, mit denen sie ihre Kunden bzw. ihre Mitglieder im Verein animierten, in dieser Vorweihnachtszeit an weniger begünstigte zu denken. Außerdem dachten an NIN zahlreiche Firmen, Fördervereine, Banken, Freischaffende und Handwerksbetriebe. Aber der gute Zweck spielte auch eine animierende Rolle bei privaten Treffen, Einladungen und Kaffeenachmittagen und brachte schöne Beträge. Unter all den vielen Spendern waren Daimler und das Breuningerland besonders großzügig! Auch NIN-Mitglieder brachten sich wie jedes Jahr ein, wobei ich in diesem Bericht, wie sonst in den vergangenen Jahren üblich, die Namen und Anlässe nicht extra nennen werde. Sie sind wohl aus der Presse bekannt, und ich danke allen Beteiligten sehr. Dieses oben schon angesprochene Wir-Gefühl war ansteckend und sollte sich weiterhin in gleicher Weise fortpflanzen.
An der Vielzahl von Spendern und auch an der Höhe der einzelnen Spenden ist recht deutlich zu erkennen, dass es der Wirtschaft besser geht (dass dies leider nicht alle Mitbürger zu spüren bekommen – dafür sind dann evtl. wir zuständig). Wie in all den vergangenen Jahren gingen bei uns die meisten Spenden im November und Dezember ein. Auf zwei Besonderheiten zum Thema Spenden, die mir wichtig erscheinen, möchte ich etwas später noch gesondert eingehen.
An dieser Stelle will ich meinen herzlichen Dank sagen an unsere engagierte Geschichtenschreiberin Renate Lück für ihre ansprechende Darstellung der Schicksale. Sie weist in schnörkelloser und sachlicher Art auf unsere Fälle hin. Ich werde sie anschließend noch aus zwei ihrer Berichte zitieren! Mein ebenso herzlicher Dank gilt unserem Chefredakteur Jürgen Haar und mit ihm stellvertretend auch der SZ/BZ, ohne die unsere Arbeit nie möglich und schon gar nicht so erfolgreich geworden wäre.
Ich kann hier sehr zufrieden betonen, dass wir erstmals seit Jahren mehr eingenommen als ausgegeben haben. Damit will ich zu unseren Ausgaben überleiten.
Ausgaben nur geringfügig höher
Wie immer waren die Ausgaben hoch, wir haben mit etwa 190.000 Euro aber immerhin 2.433 Mal auf die verschiedenste Weise geholfen. Mit Barbeträgen, Gutscheinen, Fahrscheinen und vielerlei mehr, angefangen beim Hausrat bis hin zu sinnvollen Freizeitgestaltungen für Kinder während der Ferien. Biggi Haug wird eine detaillierte Aufstellung bringen. Da wir Unterstützung mit einem Zuschuss aber nicht nur einer Person sondern im Regelfall einer ganzen Familie zukommen lassen, multipliziere ich wie immer die oben genannte Zahl mit dem "Faktor 3", um auf eine ungefähre Gesamtzahl von Personen zu kommen, denen wir geholfen haben könnten. Damit dürften wir wieder sicher mehr als 5.000 Personen eine finanzielle Erleichterung gebracht haben.
Wir halfen überall, wo uns Not gemeldet wurde. Dabei fielen uns in der großen Klientel von Bedürftigen drei Personengruppen auf, die ich einmal kurz vorstellen will. Das sind gemäß herkömmlicher Bezeichnung eingeteilt:
- Kinderarmut
- Neue Armut
- Altersarmut
Die sog. Kinderarmut hat bei uns auch schleichend Einzug gehalten. Waren es sonst im Allgemeinen bedürftige Familien, in denen die Kinder passiv mit betroffen waren, wurden dieses Jahr wesentlich mehr Anträge direkt für Kinder und Jugendliche gestellt. Die meisten haben zwar wohl genug zum Essen, aber das soziale Umfeld kann sie zu Außenseitern werden lassen. Mit unserer "Aktion Teddybär" (50 Euro jeweils), versuchen wir z. B. immer benachteiligten Kindern den Einstieg in den Kindergarten zu ermöglichen. Sprache lernen und integriert zu sein schafft Selbstbewusstsein und lässt die Chancen wachsen. Wann immer uns Probleme finanzieller Art während der Schulzeit gemeldet werden, helfen wir. Wir unterstützen sinnvolle Freizeitgestaltung wie Ferien im Täle, stellen Schwimmkarten zur Verfügung, ermöglichen Sport durch einen Zuschuss für den Sportverein und finanzieren gelegentlich die dafür nötige Kleidung. Teamgeist zu lernen und Training evtl. auch für Übergewichtige sind hierbei wichtige Argumente.
Die sog. neue Armut betrifft fast immer Alleinerziehende. Sie müssen in Teilzeit arbeiten und kommen nicht ohne ergänzende staatliche Hilfen aus. Dabei haben diese Frauen größtenteils eine gute Ausbildung. Das Dilemma zwischen Ansprüchen der Familie, genauer der Betreuung der Kinder einerseits und andererseits dann nur Teilzeit-Arbeit mit entsprechend geringem Einkommen ist fast nicht zu lösen. Dabei sind diese Frauen stressgefährdet. Wie wir aus den Anträgen sehen, treten durch diese Doppelbelastung fast immer psychische Probleme, zum Beispiel Depressionen, auf.
Die sog. Altersarmut kannten wir bei unseren alten Menschen schon länger. In meinen vorhergehenden Berichten nannte ich immer wieder unsere sog. Seniorenliste: Zweimal im Jahr erhalten jeweils etwa 200 alte, meist auch einsame Menschen, einen Geldbetrag. Dieser muss aber unbedingt verbunden sein mit einem persönlichen Kontakt, sei es bei einem Besuch durch Mitglieder unseres Vereins oder durch ein direktes Gespräch mit der zuständigen Sozialarbeiterin: Denn neben dem finanziellen Zuschuss zum Leben ist diese menschliche Zuwendung mindestens ebenso wichtig. Hierbei können Probleme erkannt, besprochen und vielleicht sogar beseitigt werden.
Neben der Seniorenliste erhalten wir auch zunehmend mehr Anfragen nach scheinbar geringen Beträgen für Dinge des täglichen Lebens, deren Fehlen unsere alten Menschen schnell verzweifeln lässt! Während sie älter werden, lassen Augenlicht, Gehör und Kraft, aber auch die Nerven nach. Für diese Bedürfnisse müssten Gesetz und Krankenkassen schneller angepasst werden. Der Gesetzgeber reagiert aber für diese Entwicklung noch zu schwerfällig und vielfach zu restriktiv!
Besonderheiten zum Thema Spenden
Im Rahmen unserer Gesamtspenden kündigte ich an, zwei Beispiele zu nennen. Dies war einerseits ein besonders großer Spendenbetrag und zum anderen die unerwartete Reaktion auf einen vorgestellten Fall zu Beginn unserer Weihnachtsaktion:
Der gespendete Betrag war wirklich ungewöhnlich hoch. Auf den ersten Blick dachte ich persönlich, dass etwa das Komma falsch sein könnte. Es stellte sich aber heraus – und davon berichtete Renate Lück schon in der SZ/BZ – dass die Höhe des Betrags kein Irrtum war. Ich zitiere auszugsweise aus ihrem Bericht den Sachverhalt:
● "…der großzügige Sindelfinger Mitbürger war ursprünglich in der Industrie beschäftigt. Er verabschiedete sich in den gleitenden Vorruhestand mit einer Abfindung, die er kostengünstig anlegen wollte. Für die steuerliche Handhabung fand er die sog. Fünftel-Regelung heraus. Dabei wird durch eine Spende die fällige Einkommensteuer drastisch gesenkt…" NIN kam in den Genuss dieser Spende. Das ganze gibt es im Rahmen des Elster-Programms. Es könnte doch ab und zu Nachahmer finden?
● Anfang Dezember wurde ein Fall vorgestellt, der eine unerwartete Reaktion auslöste – wir nennen den Vorgang inzwischen Aktion "Paula": Die Antragstellerin eines Sozialen Dienstes erbat für ein junges Mädchen, das in schwierigen Verhältnissen ohne Vater bei der Großmutter aufwächst, einen für den Unterricht benötigten Taschenrechner. Ein Unternehmer war erstaunt, dass in unserer Zeit, in der Jugendliche gewöhnlich große Ansprüche stellen, eine Schülerin bescheiden "nur" diesen Taschenrechner benötigte und sich diesen von uns beantragen ließ. Der Unternehmer schrieb daraufhin an unseren Verein und bot seine Hilfe an. Neben dem Rechner schenkte er ihr ein iPad und übernahm zusätzlich für 2 Jahre die Internet-Kosten im Voraus. Man müsse bewundern und den Vorsatz unterstützen, dass ein Mensch auch unter widrigsten Umständen lebend seine Ausbildung beenden wolle, wohlwissend, dass eine fertige Ausbildung der Grundstein für die Zukunft sei. Ein Schüler müsse bekanntlich für Recherchen im schulischen Bereich heutzutage schon früh ins Internet. Er schlug auch vor, der Schülerin Paula weiterhin bei Problemen zu helfen und ermunterte andere Leser, seinem Beispiel zu folgen und ihrerseits evtl. eine derartige Patenschaft zu übernehmen (R.Lück). Ein Unternehmer mit Vorbildfunktion!
Abschließend will ich noch einmal auf unser 30-jähriges Jubiläum zurückkommen und anhand von einigen Sätzen aus Artikeln unserer SZ/BZ im Laufe des vergangenen Jahrs meinen Dank an alle Mitstreiter weitergeben. Unser OB lobte die außergewöhnliche Arbeit unseres Vereins und nannte NIN einen "Segen für die Stadt", Chefredakteur Jürgen Haar befand: "…in beeindruckender Weise kümmern sich die Mitarbeiter und Mitglieder um Schicksale, die sich vor unserer Haustüre zutragen. Sie verteilen keine Almosen, sondern leisten Hilfe zur Selbsthilfe…sie helfen das Leben für arme und kranke Menschen ein bisschen erträglicher zu machen." Jeder einzelne unseres Teams soll sich durch diese lobenden Worte angesprochen fühlen.
Eine Spenderin formulierte ihren Dank für die Mitstreiter auf ihre Weise: "Mir ist wichtig, dass man sich für den Nächsten einsetzt, Nächstenliebe gehört zum Glauben, und zum Glauben gehört das Tun."
Dem kann ich nichts mehr hinzufügen. Ich danke jedem einzelnen in unserem gesamten starken Team nochmal herzlich für sein "Tun".
Statistik
Bericht über die Fälle Biggi Haug
Wir konnten letztes Jahr 321 Einzelspenden-Anträge bewilligen – ohne, dass ich unsere Weihnachtsaktionen, Gutschein- oder Fahrkartenaktionen oder das Seniorengeld berücksichtige. Umgerechnet heißt das, dass wir von Montag bis Samstag jeweils einer Familie oder einer Einzelperson geholfen haben.
Mit 197mal halfen wir schnell und unbürokratisch am meisten in Sindelfingen, gefolgt von Böblingen (42mal) und Leonberg (13mal). So überrascht es auch nicht, dass wir die meisten Anträge vom Amt für Soziale Dienste erhalten haben (127 Anträge). Allerdings erleben wir einen stetigen Anstieg der Anträge von der Diakonie. Diese ist auf Platz 2 mit 63 Anträgen, vor dem Kreissozialamt und dem Jobcenter Sindelfingen. Wir sehen, dass immer mehr Antragssteller ihre Schulden und somit ihr Leben wieder in den Griff bekommen wollen und sich hilfesuchend an die Schuldnerberatung der Diakonie wenden.
Natürlich lag auch im Jahr 2013 der Schwerpunkt bei den Elektrogeräten (70 Anträge), denn wenn etwas kaputt geht, was man zum täglichen Leben braucht, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als sich um Ersatz zu kümmern. Die Anträge zur Nebenkostenabrechnung, Mietschulden oder Nachzahlungen nahmen im Gegensatz zum Jahr 2012 zu. Mit 31 Anträgen ist dies ein Anstieg von 34,78 %.
Was für uns eine Selbstverständlichkeit ist, Lebensmittel oder Kleidung für den Winter zu kaufen, ist für immer mehr Menschen problematisch. Der Gedanke, wie man seine Familie verpflegen, den Kindern warme Kleidung besorgen kann, belastet viele Familien.
Bei unseren Weihnachtsaktionen konnten wir zusätzlich 179 Antragsstellern eine Freude machen. 20 Obdachlose erhielten von uns warme Biber-Bettwäsche und das Cafe Volle Kanne verteilte 30x Kulturtaschen mit DuschGel.
40 Anträge wurden abgelehnt, bzw. nicht weiterverfolgt. Ein Darlehen wurde in 13 Fällen gewährt.
Weihnachtsbasar 2012 Sonja Ehmann
Hurra schlechtes Wetter - gut für’s Geschäft!
Wir haben im Vorfeld viele Weihnachtsmärkte besucht und nette Ideen aufgegriffen. Oder aber festgestellt, dass wir selbst wirklich schne und ansprechende Sachen in unserem Portfolio haben.
Neben den Dingen, die immer gut gehen, sind in diesem Jahr die Holzteile von Herrn Riedel super gelaufen. Auch die Topflappen von Frau Radtke (ca. 30 Paar) haben wieder ihre Liebhaber gefunden.
Wir haben auch wieder festgestellt, dass Kleinigkeiten - so um 2 € - gefragt sind. Das liegt wohl an der Sparsamkeit unserer Kunden. Wir wollen deshalb auch verstärkt darauf hinweisen, dass ein Einkauf bei NiN eine Spende mit Gegenwert bedeutet.
Wir haben kurz vor dem Weihnachtsbasar in der Nachbarschaft und bei Freunden noch ein paar Flyer verteilt, um auf unser reichhaltiges Angebot aufmerksam zu machen. Für den nächsten Basar planen wir das in einem noch größeren Umfang.
Wir haben eine kleine Wirtschaftlichkeitsrechnung aufgemacht an Hand von Sockenwolle: Bei einem Materialeinsatz von 100 g Wolle für ca. 4 € und Kosten für 2 Karten von ca. 0,50 € können wir z. B. anfertigen:
1 Paar Socken, durchschnittlich 13,50 €
1 Glückwunschkarte aus Restwolle 4 €
1 Karte aus Restwolle f. Geldgeschenke 3,50 €
Also insgesamt Artikel für ca. 21 €.
Da kann man sehen wie wichtig alle unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter sind.
Deshalb ganz großen Dank an alle, die wieder zum Gelingen dieses Weihnachtsbasars beigetragen haben.
Unser Reinerlös in 2013 betrug stolze 7.515,68 €.
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Sonja Ehmann

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