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    Schicksale aus 2013

 

Aus früheren Ausgaben der SZBZ

Schilderungen von Schicksalen, in denen der Verein “Nachbarn in Not” helfen konnte.

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 28.12.2013 in der SZBZ lesen:

 

Eine Hautsalbe ist Luxus

Von Renate Lück

Die Rente ist minimimst, weshalb Jeanette H. Grundsicherung erhalten soll. Da aber noch einige Unterlagen besorgt werden müssen, erhielt sie erst einmal gar kein Geld.

Gar kein Geld und dann Strom bezahlen! Und leben. Die Rente ist so klein, dass sie im Quartal ausbezahlt wird. Jeanette H. hatte nicht viel Gelegenheit, arbeiten zu gehen. Sie flüchtete mit ihrem Mann aus Saddam Husseins Irak, nachdem er im Gefängnis so gefoltert worden war, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Sie sind christliche Kurden aus dem Norden. Ein Sohn, der schon in Deutschland lebte, besorgte einen Platz in einer Klinik, die sich um Folteropfer kümmert. Aber sein Vater schaffte es nicht. Er starb auf dem Weg in der Türkei. Die Mutter kam allein an und wohnt nun seit 17 Jahren in Deutschland. Sie lernte noch leidlich Deutsch, aber zu längerer steuerpflichtiger Arbeit reichte es nicht. Sie erhielt Leistungen vom Jobcenter. Mit 65 Jahren hört das auf und danach ist Grundsicherung nötig. Aber - siehe oben!

Der Sohn, der bei Daimler gearbeitet hatte, kann ihr nicht mehr helfen. Er ist mit seiner Familie in den Irak zurückgekehrt, nachdem die politischen Verhältnisse im Norden stabiler wurden. Aber er findet keine Arbeit und trägt sich mit dem Gedanken, wieder nach Deutschland zu kommen. Jeanette A. ist inzwischen ziemlich krank. Sie wirkt viel älter als sie ist, hat Bandscheiben-Schmerzen und kippte schon etliche Male um. Im Krankenhaus wurde eine Herzkrankheit festgestellt, was auch das Wasser in den Beinen erklärt. Die Kompressionsstrümpfe, für die sie einen Eigenanteil bezahlen muss, lindern den Druck, trocknen aber die Haut aus, weshalb sie sich ab und zu eine Salbe leistet.

Das ist aber Luxus. denn die Ausgaben für die Medikamente bringen die freundliche Frau an den Rand des Leistbaren. Damit sie sich Lebensmittel und die notwendigen Tabletten kaufen kann, half „Nachbarn in Not“ für den Moment. Die sie betreuende Sozialarbeiterin bat auch darum, sie auf die Seniorenliste zu setzen, damit sie besucht wird.

 

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 24.12.2013 in der SZBZ lesen:

 

Entscheidung für das Baby

Von Renate Lück

Ein wenig Unterstützung hat „Nachbarn in Not“ einem Dreimädel-Haus gewährt, auch wenn die sehr unterschiedlich sind: Mutter, große Tochter und ganz kleine.

Gut ging es Edith S. eigentlich noch nie, aber tapfer ist sie. Die Ehe ging zu Bruch, geblieben ist ihr die Tochter. Einen Beruf hat sie nicht, doch sich so durchgewurschtelt. Arbeitslosenhilfe zusammen mit dem Kindergeld ergaben ein kleines Budget, aber sie überlebten. Das Wort überleben bekam jedoch eine ganz existentielle Bedeutung, als Edith S. an Brustkrebs erkrankte. Beide Brüste wurden amputiert und die Tochter musste viel im Haushalt helfen, weil die Mutter nichts Schweres heben konnte. All die Angst und die Notwendigkeit, einander beizustehen, schweißten sie zusammen.

Manchmal sehnte sich Edith S. schon nach Zuwendung und Hilfe. Und so rutschte sie in eine neue Beziehung, die allerdings eine etwas unkonventionelle Patchwork-Familie ergab. Sie verliebte sich in einen Rentner, der ihr Wärme gab. Zusammenziehen war jedoch keine Option, da er aus erster Ehe einen behinderten Sohn zu versorgen hat. Edith S. wurde schwanger, obwohl sie das nicht mehr für möglich gehalten und auch erst sehr spät festgestellt hat. Aber abtreiben kam für sie nicht in Frage. Das Problem war nun, dass sie ihr Baby wegen der Folgen des Brustkrebses nicht stillen konnte. Säuglingsnahrung kostet aber viel Geld und das auf längere Zeit. Und die Ausgaben für Windeln und was sonst alles nötig ist, auch. Ihre Große kann jetzt nicht viel helfen, denn sie sucht verzweifelt einen Ausbildungsplatz. Bisher arbeitete sie monatsweise für eine Leihfirma als Verkäuferin, doch übernommen wurde sie nie. Damit wenigstens zu den Feiertagen das Essen gesichert ist, sprang „Nachbarn in Not“ ein.

 

 

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 21.12.2013 in der SZBZ lesen:

 

Immer wieder aufgerappelt

Von Renate Lück

Annegret R. hat mehrere Martyrien hinter sich, von denen eins schon reicht, um einen Menschen niederzuschmettern. Aber sie rappelt sich immer wieder auf und diesmal konnte „Nachbarn in Not“ sie glücklich machen.

Drei Kindern hatte Annegret R. auf die Weltgeschichte verholfen. Als das vierte unterwegs war, verhedderte es sich noch im Bauch und kam tot zur Welt. Das war für ihren Ehemann Grund genug, sich eine jüngere Geliebte zu nehmen und seine Familie aus der Wohnung zu ekeln. Annegret R. suchte zuerst bei ihrer Mutter Zuflucht und arbeitete dann als Haushalts- und Küchenhilfe, um sich und ihre Kinder durchzubringen. Als die Mädels aus dem Gröbsten heraus waren, erfüllte sie sich einen Lebenstraum und drückte noch einmal die Schulbank, um Köchin zu werden. Sie schaffte es und machte mit Bravour ihre Gesellenprüfung. Bevor sie aber ihre neue Arbeitsstelle antrat, wollte sie noch die Schmerzen in den Beinen los werden, die sie bei längerem Stehen immer mehr plagten.

„Im Krankenhaus spritzten sie mir Lyse, das frisst sich wie Rohrreiniger den Weg frei. Ich hätte schreien können“, erzählt sie. Noch schlimmer war die Ankündigung: „Der Fuß muss weg.“ Da wollte sie denn doch eine zweite Meinung hören und ging in ein anderes Krankenhaus. Aber auch dort verbrachte sie 15 Tage auf der Intensivstation, bevor der Fuß wirklich amputiert wurde. Doch damit nicht genug: Als nächstes war die Wade dran, dann die Kniescheibe und schließlich das ganze Knie. Vier Amputationen, 23 Vollnarkosen, von Juli bis September im Krankenhaus und dann drei Wochen Reha. Die Kinder wurschtelten sich inzwischen so durch. Aber selbst dann war noch nicht Ruhe. Die Wunde heilte außen, aber innen nicht. Noch eine Operation und nochmal Reha.

„Seither bin ich zu Hause und darf Mensch sein“, sagt sie erleichtert. Bloß, der Mensch wohnt im zweiten Stock und kann ohne Hilfe die Wohnung nicht verlassen. Die Nachbarschaftshelferin kommt vier Stunden in der Woche, zur Zeit nur zwei, weil so viel los ist. Das einzig Erfreuliche: Annegret R. kann vom Rollstuhl aus wieder selber kochen. So richtig gut kochen.

Und nun wird es noch besser: Sie bekommt eine Wohnung, die gerade noch behindertengerecht umgebaut wird. Dann kann sie auch allein wieder auf die Straße. „Endlich ohne jemanden zu fragen eine Brezel holen!“, jubelt sie. Da sie sich aber nicht leisten konnte,  mit einem Auto des Vereins für Körperbehinderte zu dem neuen Haus zu fahren, spendierte „Nachbarn in Not“ Geld fürs Taxi, damit sie ihre neue Wohnung auch anschauen und ausmessen kann. „Ich bin in Tränen ausgebrochen, so hab ich mich gefreut!“ Nun plant sie die Ausgestaltung der neuen Wände und hat im Hinterkopf schon eine neue Idee: „Ich möchte wieder etwas mit den Händen tun. Vielleicht vier Stunden vormittags arbeiten gehen, unter Menschen sein. Die Anerkennung fehlt mir sehr.“ Aber zunächst sind die Feiertage gerettet, auch wenn’s Arbeit macht.

 

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 19.12.2013 in der SZBZ lesen:

 

Aus reich wird arm und krank

Von Renate Lück

Annegret R. hat mehrere Martyrien hinter sich, von denen eins schon reicht, um einen Menschen niederzuschmettern. Aber sie rappelt sich immer wieder auf und diesmal konnte „Nachbarn in Not“ sie glücklich machen.

Drei Kindern hatte Annegret R. auf die Weltgeschichte verholfen. Als das vierte unterwegs war, verhedderte es sich noch im Bauch und kam tot zur Welt. Das war für ihren Ehemann Grund genug, sich eine jüngere Geliebte zu nehmen und seine Familie aus der Wohnung zu ekeln. Annegret R. suchte zuerst bei ihrer Mutter Zuflucht und arbeitete dann als Haushalts- und Küchenhilfe, um sich und ihre Kinder durchzubringen. Als die Mädels aus dem Gröbsten heraus waren, erfüllte sie sich einen Lebenstraum und drückte noch einmal die Schulbank, um Köchin zu werden. Sie schaffte es und machte mit Bravour ihre Gesellenprüfung. Bevor sie aber ihre neue Arbeitsstelle antrat, wollte sie noch die Schmerzen in den Beinen los werden, die sie bei längerem Stehen immer mehr plagten.

„Im Krankenhaus spritzten sie mir Lyse, das frisst sich wie Rohrreiniger den Weg frei. Ich hätte schreien können“, erzählt sie. Noch schlimmer war die Ankündigung: „Der Fuß muss weg.“ Da wollte sie denn doch eine zweite Meinung hören und ging in ein anderes Krankenhaus. Aber auch dort verbrachte sie 15 Tage auf der Intensivstation, bevor der Fuß wirklich amputiert wurde. Doch damit nicht genug: Als nächstes war die Wade dran, dann die Kniescheibe und schließlich das ganze Knie. Vier Amputationen, 23 Vollnarkosen, von Juli bis September im Krankenhaus und dann drei Wochen Reha. Die Kinder wurschtelten sich inzwischen so durch. Aber selbst dann war noch nicht Ruhe. Die Wunde heilte außen, aber innen nicht. Noch eine Operation und nochmal Reha.

„Seither bin ich zu Hause und darf Mensch sein“, sagt sie erleichtert. Bloß, der Mensch wohnt im zweiten Stock und kann ohne Hilfe die Wohnung nicht verlassen. Die Nachbarschaftshelferin kommt vier Stunden in der Woche, zur Zeit nur zwei, weil so viel los ist. Das einzig Erfreuliche: Annegret R. kann vom Rollstuhl aus wieder selber kochen. So richtig gut kochen.

Und nun wird es noch besser: Sie bekommt eine Wohnung, die gerade noch behindertengerecht umgebaut wird. Dann kann sie auch allein wieder auf die Straße. „Endlich ohne jemanden zu fragen eine Brezel holen!“, jubelt sie. Da sie sich aber nicht leisten konnte,  mit einem Auto des Vereins für Körperbehinderte zu dem neuen Haus zu fahren, spendierte „Nachbarn in Not“ Geld fürs Taxi, damit sie ihre neue Wohnung auch anschauen und ausmessen kann. „Ich bin in Tränen ausgebrochen, so hab ich mich gefreut!“ Nun plant sie die Ausgestaltung der neuen Wände und hat im Hinterkopf schon eine neue Idee: „Ich möchte wieder etwas mit den Händen tun. Vielleicht vier Stunden vormittags arbeiten gehen, unter Menschen sein. Die Anerkennung fehlt mir sehr.“ Aber zunächst sind die Feiertage gerettet, auch wenn’s Arbeit macht.

 

 

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 14.12.2013 in der SZBZ lesen:

 

Mit Auto ist die Pflege gesichert

Von Renate Lück

Sie sind zusammen alt geworden, aber mit den Kräften schwanden auch die Nerven. Mario G. sputet von der Arbeit zu seiner kranken Frau nach Hause - da sollte nichts dazwischenkommen.

Karin G. erlitt vor drei Jahren einen Schlaganfall und muss seitdem gepflegt werden. Sie erhält Leistungen nach Pflegestufe III, das heißt, das Geld erhält die Sozialstation, die sie täglich versorgt. Bis 15 Uhr schaut jemand nach ihr. Dann kommt ihr Mann und übernimmt. Mario K. steht jeden Morgen sehr zeitig auf und fährt fünfunddreißig Kilometer zur Arbeit. Er ist bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt. Als sein Auto den Geist aufgab und er auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen war, kam er regelmäßig zu spät zur Arbeit. Doch das Geld für die Reparatur hatte er nicht. Als sein Chef mit der Kündigung drohte, obwohl er sonst mit Mario G. sehr zufrieden war, ergriff den die Panik.

Die Sozialarbeiterin, die die Familie schon seit längerem betreut, fand eine Möglichkeit, das Auto kostengünstig instand setzen zu lassen. Der Bekannte streckte sogar den Betrag vor. der Mario G. trotzdem um den Schlaf bringen würde. Deshalb wurde „Nachbarn in Not“ gebeten, hier zu helfen. Nun kann der korrekte Mann, der fast am Ende seiner Kräfte ist und den jede zusätzliche Herausforderung an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt, wieder pünktlich zur Arbeit und rechtzeitig nach Hause fahren, um seine Frau zu pflegen. Vielleicht bringen die Weihnachtsfeiertage ein bisschen Erholung nach all den zusätzlichen Aufregungen.

 

 

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 11.12.2013 in der SZBZ lesen:

 

Ein Lebensweg voller Dramen

Von Renate Lück

Manche Lebenswege verlaufen so krumm, dass sie aus einem Krimi stammen könnten. Aber seit Evelyn V. und Hans M. ein Kind haben, wollen sie ihm alle Liebe und Geborgenheit geben, die sie selbst nie erfahren haben. Doch der Neuanfang gestaltet sich schwierig.

Evelyn V. kennt ihren Vater nicht. Sie wuchs bis zum siebenten Lebensjahr bei ihrer alkoholkranken Mutter auf, die sie abends in verrauchte Kneipen mitschleppte. Die Tochter am Kindergarten abzuholen, vergaß sie dagegen öfter mal, sorgte auch selten für ein Mittagessen. Dafür musste die Kleine die schlechte Laune der Mutter ertragen. Eines Tages brach die Mutter zusammen und wurde in eine Klinik eingewiesen. Evenlyn V. wurde zunächst von ihren Großeltern versorgt. Dann wanderte sie zu verschiedenen Tanten, bis sie in einer Pflegefamilie landete. Aber die behielt sie auch nicht lange, so dass sie schließlich in ein Kinderheim kam. Ständig hatte sie während dieser Zeit die Schule gewechselt, weshalb es ihr außerordentliche Mühe machte, sich in ersprießlicher Weise in den Betrieb einzufügen.

Aber irgendwann platzte der Knoten doch. Mit 16 Jahren durfte sie unter Aufsicht des Jugendamts eine eigene Wohnung mieten, schaffte den Hauptschulabschluss und begann eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. Doch ihre Kolleginnen hänselten sie so, dass sie eine Magersucht entwickelte und die Ausbildung nach zwei Jahren mit dem Abschluss einer Verkäuferin abbrach. Auch ein zweiter Versuch, die Ausbildung weiterzuführen, scheiterte an ihrer psychischen Verfassung. So hielt sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, bis sie ihren Lebenspartner kennenlernte, von dem sie schnell schwanger wurde.

Er hat aber auch keine Arbeit und lebt von Hartz IV. Seine Vergangenheit hört sich fast noch schlimmer an als ihre: abgebrochene Lehre als Industriemechaniker und Gefängnis wegen Drogenhandels. Seine Mutter entsorgte die Briefe, die während der Zeit an ihn kamen, weil sie nicht lesen kann. So wuchsen seine Probleme ins Unermessliche, bis er sich entschloss, sein Leben mit Hilfe einer Sozialarbeiterin in den Griff zu bekommen.

Nun versuchen die beiden, ein ordentliches Familienleben zu gestalten, was nicht so einfach ist. Hans M. sucht verzweifelt eine Arbeitsstelle, während ihnen die Rechnungen über den Kopf wachsen: Waschmaschine und Kindermöbel mussten gekauft werden, Babykleidung und eine Zahnarztbehandlung für Evelyn V. bezahlt werden und außerdem kam eine Stromnachzahlung. Die nötige Osteopathiebehandlung für das Kind brachen sie ab, weil schon zum Essen und Trinken nicht viel übrig blieb. Da zog die Sozialarbeiterin die Notbremse und bat „Nachbarn in Not“ um Hilfe, damit die kleine Familie zu Weihnachten ein Licht am Horizont sieht.

 

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 07.12.2013 in der SZBZ lesen:

Nach Aktenlage völlig gesund

Von Renate Lück

Das kann sich wohl kaum jemand vorstellen, dass ein Mensch, der durch einen Unfall so schwer verletzt wurde, dass er einen Schwerbehindertenausweis mit allen Merkzeichen hat, über so wenig Geld verfügt, dass er den Eigenanteil der Rezeptgebühren nicht bezahlen kann.

Reinhardt N. verdiente als Karosseriebauer so gut, dass er sich eine Eigentumswohnung kaufen konnte. Doch vor zehn Jahren hatte er einen schweren Motorradunfall, den er mit verschiedenen Brüchen überstand, aber mehrmals wiederbelebt werden musste. Nach Krankenhausaufenthalt und Reha-Klinik begann er wieder zu arbeiten. Aber drei Jahre später begann sich sein linker Handknochen aufzulösen. Trotz mehrerer Operationen wurde das Gelenk steif. Er verlor seine Arbeit und beantragte eine Erwerbsunfähigkeitsrente. Sie wurde abgelehnt. Er klagte dagegen, doch das Sozialgericht entschied nach dem Gutachten eines Psychologen, er sei voll bewegungsfähig. Dabei hatte ihn seine Cousine und eine Referendarin nach Stuttgart begleitet. Den Vorschlag, zum Bundessozialgericht zu gehen mit einem neuen Gutachten und einem guten Anwalt, verkniff sich Reinhardt N., denn er lebt von Arbeitslosengeld II.

Nachdem er alle seine Ersparnisse verbraucht hatte, war seine Wohnung zwangsversteigert und er in ein Obdachlosenwohnheim eingewiesen worden. Zur selben Zeit begannen die Lähmungen, die immer schlimmer werden. Inzwischen hat er einen Schwerbehindertenausweis für außergewöhnlich Gehbehinderte, die eine Begleitperson brauchen. Er kann mit einem Rollator laufen, doch keine Treppen steigen, weil er sich mit der steifen Hand nicht hochziehen kann. Eine behindertengerechte Wohnung fand er bisher nicht. Beim Aufräumen und Einkaufen helfen ihm Freunde. Von denen sollte er sich jetzt Geld leihen, als im Jobcenter ein Antrag verloren ging, so dass er einen Monat kein Geld erhielt. „Ich habe die Sachbearbeiterin gefragt, ob sie ihre Nachbarn anpumpen würde. Da war sie beleidigt“, erzählt Reinhardt N., der immer verzweifelter wird. Nun wurde ihm eine Reha-Maßnahme in Bad Buchau genehmigt, aber das Versorgungsamt lehnt die Begleitung ab, obwohl sein Hausarzt die Notwendigkeit attestierte. „Nachbarn in Not“ spendete ihm einen Betrag für die Rezeptgebühren und für seine Prepaid-Karte. Denn Reinhardt N. organisiert seine Hilfe mit dem Handy und hofft, dass ihn seine Freunde auch Weihnachten nicht im Stich lassen.

 

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 04.12.2013 in der SZBZ lesen:

 

Arbeitslos und krank

Von Renate Lück

Wie bei vielen Menschen führten auch bei Simone M. seelische Probleme, Überarbeitung und Krankheit zu einem körperlichen Zusammenbruch und in der Folge zum Arbeitsverlust. Mit 41 Jahren leben sie und ihre Tochter in dürftigsten Verhältnissen von Rente und Kindergeld.

Simone M. hatte sich schon ein Jahr nach der Hochzeit von ihrem Mann getrennt, weil er sie ständig kontrollierte und auch schlug. Die Scheidung war quälend und an den Kosten knabbert sie noch heute. Sie fand danach eine gute Stelle im Verkauf einer großen Firma, in der sie erfolgreich arbeitete. So sah es jedenfalls nach außen aus. Doch die Gelenke taten zunehmend weh, eine rheumatische Polyarthritis schlich sich ein. Ein Jahr später haute sie noch eine Krebsdiagnose um und eine Fehlgeburt machte ihr nicht nur körperlich, sondern auch seelisch zu schaffen, weil sie gern noch ein zweites Kind gehabt hätte. Sie versuchte weiterzuarbeiten, doch wiederkehrende Rheumaschübe ließen das nicht zu. Ihr Leben wurde zunehmend von der Erkrankung bestimmt. Jetzt schafft sie es gerade noch, ihren Haushalt zu versorgen und sich um ihr Kind zu kümmern.

Auch ihre finanzielle Situation ist schwierig: Die Rente mäßig, die Fixkosten eigentlich üblich, doch durch das Abstottern von Krediten für die Scheidung und die Reparatur des Autos zu hoch, so dass wenig übrig bleibt. Und nun brachte sie eine Heizkostennachzahlung vollends an den Rand des Belastbaren. 90 Euro blieben ihr und der Tochter im November zum Leben. Das Mädel brauchte aber dringend ein paar Winterschuhe und eine warme Jacke. Die betreuende Sozialarbeiterin bat „Nachbarn in Not“ um Hilfe und die Hilfsorganisation sorgte dafür, dass Mutter und Kind Weihnachten nicht im Kalten sitzen.

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 29.11.2013 in der SZBZ lesen:

 

In einem jungen Leben viel mitgemacht

Von Renate Lück

Paula M. hat in ihrem jungen Leben schon viel mitgemacht. Um ihr wenigstens den Schulweg ein bisschen zu ebnen, half „Nachbarn in Not“ mit Geld für einen Taschenrechner und ein Schlafsofa.

Als Paula noch ganz klein war, verließ ihre Mutter die Familie. Deshalb wuchs sie abwechselnd beim Vater und dessen Lebensgefährtin und bei der Großmutter auf. Als sie 16 Jahre alt war, starb ihr Vater nach einer qualvollen Zeit mit vielen Krankenhausaufenthalten an Leukämie. Besonders die Zeit kurz vor seinem Tod war für alle in der Familie sehr schmerzhaft und belastet Paula noch jetzt. Bei der Stiefmutter konnte sie nicht bleiben, weil die selbst mit ihrer Gesundheit schwer zu kämpfen hatte. Außerdem musste sie noch ein kleines Kind versorgen. So siedelte Paula fest zur Oma über, die ihr ja vertraut war. Doch dann kam der nächste Schicksalsschlag: Die Großmutter hatte bei Schlecker gearbeitet und wurde ebenso entlassen wie alle anderen. Nun versucht sie, sich mit Putzstellen durchzuhangeln. Doch ob sie das noch lange körperlich durchhält, bezweifelt die Sozialarbeiterin, die die Familie betreut.

Aber Paula will ihre Ausbildung fertig machen und braucht in der Schule einen Taschenrechner samt Handbuch. Das Jobcenter zahlt aber nur einen Pauschalbetrag, der gerade für die Hefte und das Nötigste reicht. Außerdem ist in ihrem Bett der Lattenrost gebrochen. Die Großmutter hat erst einmal eine Decke druntergelegt, doch auf die Dauer ist das für die Jugendliche keine Lösung. Deshalb schlug die Sozialarbeiterin ein Schlafsofa vor, das in der kleinen Wohnung Platz hätte, und fand auch ein preiswertes Möbelstück. Mit der Hilfe von „Nachbarn in Not“ können Paula und ihre Oma nun wenigstens ein bisschen entspannter der Weihnachtszeit entgegengehen.

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 14.11.2013 in der SZBZ lesen:

 

Leben mit Sorgen und Schmerzen

Von Renate Lück

Arme werden schlimmer krank - das scheint oft zu stimmen. Denn Dagmar P. ist mit 52 Jahren so kaputt, dass sie sich nur mit dem Rollstuhl fortbewegen kann. Dabei lebt noch ein Kind im Haushalt.

Fünf Kinder hat Dagmar P. großgezogen, wobei es manchmal auch noch in der Ehe knirschte. Nun sind zwei selbstständig mit eigenen Kindern, zwei außer Haus, aber arbeitslos. Sie leben von Arbeitslosengeld II. Die Jüngste geht in die 10. Klasse und hilft der Mutter so viel sie kann. Das Geld war in der Familie P. immer sehr knapp und wenn mal etwas übrig blieb, wurde es für die Kinder verwendet. Die Mutter dachte selten an sich selbst. Seit vielen Jahren leidet sie unter chronischem Asthma. Vor zwei Jahren erlitt sie plötzlich einen Lungeninfarkt und wurde im Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Der Notarzt setzte noch auf der Fahrt einen Luftröhrenschnitt, sonst wäre sie gestorben. Anschließend lag sie sieben Wochen im Koma. Seitdem hat sie immer ein Sauerstoffgerät bei sich.

Als ob ein Dilemma nicht reicht, plagen sie noch Diabetes und Arthrose. Mehr als ein paar Schritte kann sie nicht mehr laufen. Nun muss sie operiert werden und bekommt an beiden Beinen künstliche Kniegelenke. Anschließend ist mit sechs bis acht Wochen Reha-Aufenthalt zu rechnen, bis sie sich wieder bewegen und nach Hause kann. Da sie durch das Sitzen im Rollstuhl stark zugenommen hat, braucht Dagmar P. so ziemlich alles an Kleidung, was für Krankenhaus und Gymnastik beziehungsweise auch für draußen notwendig ist. Die Sozialarbeiterin, die die Familie betreut, bat deshalb „Nachbarn in Not“ zu helfen, denn der Ehemann bezieht nur eine kleine Altersrente.

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 19.10.2013 in der SZBZ lesen:

 

Große Belastung für die Familie

Von Renate Lück

Immunschwäche eines Kleinkindes und Schimmel in der Küche passen nicht gut zusammen. Daniela N., die sich trotz klammen Geldbeutels sehr bemüht, ihrer Familie ein schönes Heim zu schaffen, war in dieser Situation überfordert.

Die Familie hat zwei Kinder. Das jüngere wurde mit einem Gen-Defekt und einem massiven Herzfehler geboren, weshalb es schon im Säuglingsalter operiert werden musste. Es ist zu 50 Prozent schwerstbehindert. Deshalb entwickelt es sich sehr langsam. Und wegen des schwachen Immunsystems ist Daniel häufig krank. Das ist zwar eine große Belastung für die Familie, aber sie kam über die Runden. Bis der Vater, der regelmäßig gearbeitet hatte, ins Gefängnis musste. Da wurde der Finanzrahmen sehr eng.

Daniela N. zog mit den Kindern in eine bezahlbare Wohnung und freute sich, dass sie die Küchenmöbel vom Vormieter übernehmen konnte. Doch dann stellte sich heraus, dass diese massiv von Schimmel befallen waren. Sie mussten unbedingt erneuert werden. Außerdem fehlte ihnen noch ein Kleiderschrank. Die Sachen standen lange Zeit, in Kartons verstaut, in der Wohnung, was den Spielraum der Kinder arg einschränkte. Die Betreuerin bat „Nachbarn in Not“ um Hilfe und die Bürgerorganisation gewährte einen Zuschuss.

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 20.9.2013 in der SZBZ lesen:

 

Im Müll fast erstickt

Von Renate Lück

Auch einen kräftigen Mann haut es um, wenn das Schicksal nicht mehr so will. Es ist ja nicht nur seine Krankheit und die dadurch bedingte Arbeitslosigkeit, auch durch den Tod seiner Lebensgefährtin stürzte Ulrich T. in ein tiefes Loch.

Der frühere Fernfahrer Ulrich T. ist nierenkrank und muss dreimal in der Woche zur Dialyse. Er wartet sehnsüchtig auf eine Spenderniere. Arbeiten kann er so nicht mehr und hat deshalb eine Erwerbsminderungsrente beantragt. Die wurde abgelehnt. Solange der Widerspruch läuft, bekommt der vom Jobcenter Leistungen nach Hartz IV. Der 50-jährige lebt in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung. Er schläft auf dem Sofa. Nach dem Tod seiner Freundin war er so deprimiert, dass er nichts mehr auf die Reihe bekam. Er brachte die Wohnung nicht mehr in Ordnung, so dass sie ziemlich vermüllte. Auch die Küche machte auf die Sozialarbeiterin bei ihrem ersten Besuch einen äußerst desolaten Eindruck.

Sie stellte mit ihm einen Plan auf, in welchen konkreten Schritten die Wohnung wieder menschenwürdig hergerichtet werden kann. Als erstes wurde alles, was auf den Müll musste, zusammengeräumt. Das Jobcenter übernahm die Entsorgungskosten auf Darlehensbasis, aber die Gebühr je Sack Restmüll musste sofort bezahlt werden. Das brachte Ulrich T. schon mal ins Schleudern. Danach sollte er auch sein Zimmer frisch tapezieren und die Küche streichen. Woher nehmen?

Die Sozialarbeiterin bat „Nachbarn in Not“, die Kosten der Reorganisation etwas abzupuffern, damit die Motivation, sein Leben wieder in Gang zu bringen, nicht erlahme. Er muss ja noch die Kosten des Kleinunternehmers, der seinen Müll weggefahren hat, abstottern.

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 21.8.2013 in der SZBZ lesen:

 

Zum Glauben gehört das Tun

Von Renate Lück

Draußen gießt es in Strömen, aber Barbara Schuhmacher-Deetjen, eine treue Nachbarn-in-Not-Spenderin, sitzt braun gebrannt in ihrem Wohnzimmer und erzählt fröhlich, wie sie zum Kunst- und Turmspringen gekommen ist - ein Sport, in dem sie Zweite bei Europameisterschaften und als 60-Jährige Vizeweltmeisterin der Seniorinnen in ihrer Altersklasse geworden ist.

Sie stamme aus Schwäbisch-Gmünd, wo ihr Großvater die Fachhochschule gründete. „Als Sechsjährige habe ich den Turmspringern zugeschaut und gefragt, ob sie mir das beibringen. Da haben sie gesagt: Na, zeig erst einmal, was du kannst. Als ich vom Einer rückwärts runtergesprungen bin, meinten sie: Mut hast Du ja. Und dann haben sie mit mir trainiert: 1 1/2 Salto vorwärts und 1 1/2 Salto rückwärts, 1 1/2 Auerbach und Schrauben.“ Das habe ihr unheimlich Freude gemacht und die Kameradschaft beim täglichen Training habe sie geprägt, „weil man die Angst überwinden muss. Wenn man zum Beispiel aufs Wasser knallt und es weh tut, muss man es gleich wieder machen.“ Es sei ein Sport, zu dem man nur einen Badeanzug braucht und keine große Ausrüstung. Durch die Wettkämpfe sei sie dann durch ganz Deutschland gekommen und sogar nach Norwegen und Italien.

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Als Sportlehrerin am Pfarrwiesengymnasium war es ihr ein Anliegen, den Jugendlichen alle Schwimmarten so gut beizubringen, dass sie sie bis ins hohe Alter ausüben können. „Am meisten freut mich, wenn ich ehemalige Schülerinnen treffe, die mir sagen: Bei Ihnen haben wir schwimmen gelernt und es macht mir immer noch Freude.“ Die 73-Jährige geht täglich ins Freibad - „bei jedem Wetter“. Außerdem fährt sie mit Begeisterung Fahrrad - jeden Mittwochnachmittag mit der Mittleren Generation, wandert mit dem Schwarzwaldverein und spielt Tennis - „aber nur noch Doppel“. Außerdem ist Skifahren ihre große Leidenschaft. Und ins Fitness-Studio geht sie auch noch.

Aber die Frau, die als junge Lehrerin mal nach Australien auswanderte, sich dort drei Jahre lang mit verschiedenen Berufen über Wasser hielt und anschließend ein halbes Jahr um die Welt reiste, wobei ihr ihre sportliche Durchhaltekraft oft zugute kam, kümmert sich nicht nur um ihre eigene Gesundheit. Sie besucht Bewohner in der Burghalde, spielt bei den Andachten dort Klavier, hat ein Patenkind in Indonesien und spendet an drei karitative Einrichtungen sowie an „Nachbarn in Not“. „Ich finde es ganz wichtig, dass man an Bürger denkt, die bei uns in Not sind. Oft verstecken sie sich ja, weil sie sich schämen.“ Bei der Sindelfinger Hilfsorganisation schätze sie, dass mehrfach kontrolliert wird, ob die Menschen wirklich bedürftig sind, so dass das Geld an die richtigen Leute kommt. „Ich finde toll, wie Frau Dr. Seidel sich engagiert und sich alle Ehrenamtlichen einsetzen.“ Und ergänzt: „Mir ist wichtig, dass man sich für den Nächsten einsetzt. Nächstenliebe gehört zum Glauben - also nicht nur beten, sondern auch etwas Praktisches tun.“

 

 

 

Kleine Hilfe hat eine große Wirkung

Von Renate Lück

Bei kleinem Einkommen sind auch kleine Ausgaben schon viel. Erlebt hat dies Familie K. Wenn „Nachbarn in Not“ nicht geholfen hätte, würden die Kinder jetzt noch nach Luft schnappen.

Alexander und Marion K. haben sehr jung geheiratet und Kinder bekommen. Dadurch haperte es mit ihrer Schullaufbahn. Marion K. kümmerte sich um die Kinder, ihr Mann holte seine Ausbildung als Fachlagerist nach. Er strengte sich sehr an und bekam gute Noten, aber wenig Geld. Das Jobcenter half mit Leistungen nach Hartz IV. Problematisch wurde es durch die Asthma-Anfälle ihres ersten Kindes. Es war ein Frühchen und hatte die Krankheit wohl vom Vater geerbt. Die Ärzte behielten es nach der Geburt noch drei Monate im Krankenhaus, bis die Eltern so viel Routine entwickelt hatten, dass sie Emely durch Medikamente wieder zum Atmen bringen konnten. Aber anfällig und schwach blieb sie doch. Im Kindergarten, den sie inzwischen besucht, steckt sie sich immer wieder bei anderen Kindern an. Im Winter musste sie deshalb zweimal täglich ins Krankenhaus, um das Asthma zu stabilisieren.

Der Hals-, Nasen-Ohrenarzt empfahl deshalb, die Polypen und einen Teil der Mandeln zu entfernen. Die Teiloperation - eine generelle war aus medizinischen Gründen nicht möglich - bezahlt die Krankenkasse aber nicht. Die Zuzahlung brachte die Familie schon ins Schleudern. Schlimmer war noch, dass die Operation in Tübingen stattfinden musste, weil man da auf asthmatische Kinder spezialisiert ist. Die Fahrtkosten zur Voruntersuchung und zu den Besuchen konnten die Eltern schlicht nicht bezahlen. Die Sozialarbeiterin, die sie um Hilfe baten, stellte einen Antrag an „Nachbarn in Not“.

Gefragt, wie es der Familie jetzt gehe, antwortet sie: „Ich habe nichts mehr gehört. Das ist ein gutes Zeichen.“ Ein Anruf bei der Mutter bestätigte das. Freudestrahlend sagt sie: „Nach der Operation können wir alle besser schlafen, denn Emely hat so geschnarcht. Und mein Mann hat nun einen befristeten Vertrag bei einer guten Firma, nachdem seine Ausbildungsfirma in Insolvenz ging. Nun hoffen wir, dass er verlängert wird.“

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 29.6.2013 in der SZBZ lesen:

 

“Ich wollte etwas Regionales”

Von Renate Lück

„Rock and Roll“, steht auf der Fußmatte vor der Tür. „Aber so ist das nicht gemeint“, sagt die Hausfrau. „Eher Heavy Metal“. Im Wohnzimmer steht noch eine schwarze Bassgitarre. „Ich habe es probiert, aber es ist nichts sehr Überzeugendes dabei herausgekommen. Es hat am Übungseifer gefehlt.“

Gunda Markert kam vor zwölf Jahren aus Rheinhessen nach Ehningen. Beruflich bedingt. Sie arbeitet bei IBM und ist als Produktmanagerin für Wartungsverträge verantwortlich. „Es war eine berufliche Umorientierung“, erzählt sie. In Mainz hatte sie schon bei der Firma eine Ausbildung gemacht und nun genießt sie Wald und Wiesen zwischen Sindelfingen und der Schwäbischen Alb. Seit einem Jahr hat sie nämlich den Führerschein fürs Motorrad und nun saust sie am Wochenende mal eben zu Freunden nach Hechingen oder Balingen. Ins Büro hat sie es nicht weit, aber da fährt sie mit dem Auto hin. „Ich könnte ja laufen. Aber der schwere Laptop und meine hohen Schuhe - eine Ausrede findet sich immer“, sagt sie und lacht.

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Wie ist sie zu „Nachbarn in Not“ gekommen? Da muss sie überlegen: „Das ist schon so lange her.“ Dann führt die Grübelei zu der Erkenntnis: „Über die Zeitung. Ich suchte nach einer Möglichkeit, eine Organisation zu unterstützen, und wollte etwas Regionales. Die Schicksale, wenn Menschen von Krankheit betroffen sind, rühren mich immer an. Man kann schon viel in der Nähe tun.“

Die eigenen Hobbys kommen deshalb nicht zu kurz. „Heavy Metal“-Konzerte hört sie sich auf CDs an oder fährt zu Konzerten. „Manchmal fliegen wir auch zu Festivals“, erzählt die 46-Jährige. Im Internet fand sie nämlich Gleichgesinnte im Forum Rock Chicks. „Mit den Mädels hab ich schon viele Ausflüge gemacht nach Schweden, England und Italien.“ In einem bestimmten Alter bröckele der Bekanntenkreis weg, weil manche wegziehen und andere Kinder bekommen. Da sei es schön, im Internet Leute zu finden mit derselben Lebenseinstellung. „Früher hatte man kein Geld, heute gibt es einfach mehr Möglichkeiten.“

Um dann auch schick auszusehen, geht Gunda Markert zum Nähkurs in die Lange Straße nach Sindelfingen. „Manchmal nähe ich Business-Kleidung, manchmal etwas für die Freizeit, weil ich häufig nicht das finde, was mir gefällt. Und eigene Ideen kann ich auch noch verwirklichen.“ Die Ideen tauscht sie mit ihren Freundinnen aus, die auch alle nähen.

 

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 8.6.2013 in der SZBZ lesen:

Wenn der Amtsschimmel Wiehert

Von Renate Lück

Auch wenn sich Bürger in Notlagen bemühen, sich selbst zu helfen, wiehert noch der Amtsschimmel und hält sich an Paragrafen. Das bringt psychisch angeschlagene Menschen noch weiter in Bedrängnis.

Familie K. hatte Ärger mit dem Vermieter, der ihr schließlich eine Räumungsklage schickte. Das traf sie besonders deshalb hart, weil gerade das lang ersehntes Baby auf die Welt gekommen war. Nach dem ersten Kind hatte Nicole K. drei Fehlgeburten erlitten und war froh, dass trotz der gesundheitlichen Schwierigkeiten alles glatt gelaufen war. Die Angst, nun obdachlos zu werden, machte sie ganz fertig. Sie suchten verzweifelt nach einer anderen Wohnung. Buchstäblich in letzter Minute fanden sie durch die Hilfe einer Freundin ein neues Zuhause. Aber die Kaution war ziemlich hoch. Nicole K., die gerade in Elternzeit ist, bat das Jobcenter um ein Darlehen. Dies wurde abgelehnt mit der Begründung, dass der Mietvertrag schon unterschrieben sei. Es könne nur ein Darlehen gewährt werden, wenn das noch nicht der Fall ist.

Auch der Umzug samt Renovierung und einiger Anschaffungen verschlang einen ziemlichen Batzen Geld. Daran knabbert die Familie noch. Der Lohn von Gerhardt K. als Zeitarbeiter in einer Fabrik plus Kinder- und Elterngeld reicht gerade so zum Leben. Während sich das Baby gut entwickelt, wurde der ältere Bruder depressiv. Als er sich selbst verletzte, wurde er in der Psychiatrie behandelt und wird, wenn er die weiterführende Schule besucht, in einem Internat leben. Davor hat Nicole K, Angst, denn sie fürchtet, dass er sich der Familie entfremdet.

Als ob das alles nicht schon an den Nerven zerrt, flatterte noch eine Mahnung ins Haus. Die Familie hatte ihre Stromrechnung seit zwei Monaten nicht zahlen können. Die Stadtwerke drohten an, den Strom abzustellen, wenn nicht sofort bezahlt würde. Alles Bitten um des Babys willen nutzte nichts. Das war dann für Gerhardt K. zu viel. Er packte seine Sachen und verschwand mit dem Hinweis an seine Frau, er benötige Abstand von der Familie.

Mitarbeiterinnen von „Familie am Start“ kümmern sich um Nicole K. und die Sozialarbeiterin im Rathaus bat „Nachbarn in Not“, ihr ein Darlehen über die Stromkosten zu geben. Ernst Gießler prüfte die Einnahmen und Ausgaben der Familie und gab ihr den Kredit, so dass die Schulden bei den Stadtwerken schnell beglichen werden konnten. Zurückzahlen kann Nicole K. das Geld in vier Raten.

 

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 20.4.2013 in der SZBZ lesen:

 

Behinderung verursacht Kosten

Von Renate Lück

Dass behinderte Kinder mehr Zuwendung und Zeit brauchen, ist mittlerweile allgemein bekannt. Doch die rein praktische Versorgung kann eine Familie an die Grenze ihrer Finanzen bringen.

Gisela und Jochen F. haben drei Kinder. Die beiden Älteren gehen in die Realschule, aber die Jüngste ist schwerstbehindert. Sie kam mit sechs Fingern auf die Welt und wurde einen Tag nach der Geburt schon operiert. Auch am Bein musste wenige Jahren danach geschnitten werden. Julia ist ein fröhliches Mädchen und man merkt ihr auf den ersten Blick nicht an, dass sie auf dem Entwicklungsniveau eines dreijährigen Kindes stehen geblieben ist. Das irritiert auch Gleichaltrige in der Schule, die mit ihr arbeiten oder spielen wollen. Julia lebt in ihrer Welt und ist zufrieden damit.

Was die Mutter aber herumscheucht ist, dass ihre Jüngste wegen einer zusätzlichen Blasenfehlfunktion noch immer ins Bett macht. Das bedeutet bei fünf Personen zusätzliche Wäscheberge jeden Tag. Doch nicht das Waschen ist das Problem, sondern das Trocknen. Nachdem wegen Vandalismus die gemeinsame Waschküche des Hauses geschlossen wurde, steht der Familie nur ein Abstellraum ohne Fenster zur Verfügung. Der ist deshalb ziemlich feucht. Ein Wäschetrockner wäre die Lösung.

Aber da hapert’s am Geld. Bei Jochen F. wurde während einer Hüftoperation festgestellt, dass er Knochenkrebs hat. Eine Therapie half nicht mehr, das Bein wurde amputiert. Danach schätzte er sich glücklich, dass er wegen der Prothese einen leichteren Arbeitsplatz erhielt. Sechs Monate war er im Krankenhaus und in der Reha und erhielt in dieser Zeit nur Krankengeld auf der Basis von Kurzarbeit. Das riss ein ziemliches Loch ins Haushaltsbudget. Mit dem Kindergeld und dem Pflegegeld für Julia kommt die Familie gerade so über die Runden. Aber es bleibt nichts zum Sparen übrig. Die Sozialarbeiterin im Rathaus stellte deshalb einen Antrag an „Nachbarn in Not“ mit der Begründung, dass dieser Trockner erstens relativ groß sein müsste, damit die Bettdecke des Kindes in die Trommel hineinpasst, und zweitens für den Innenbereich zugelassen ist, weil der Abstellraum keine Lüftung ins Freie hat. Das dies notwendig ist, leuchtete dem Vorstand .

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 6.4.2013 in der SZBZ lesen:

 

Neue Hoffnung für eine Familie

Von Renate Lück

Als ob Heiner S. nicht genug Probleme hätte, jetzt droht nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit die Festanstellung an seinem kaputten Auto zu scheitern.

Bis 2008 war die Welt für ihn in Ordnung. Da verlor Heiner S. wegen eines Bandscheibenvorfalls seine Stelle bei einer Autozulieferfirma. Ein Jahr später bekam seine Frau, die in einem Hotel arbeitete, so heftige Depressionen, dass sie immer wieder ins Krankenhaus musste und nicht mehr arbeiten konnte. Heiner S. ist sich sicher, dass dies mit der Arbeitslosigkeit und den dadurch verursachten dürftigen Lebensbedingungen zusammenhängt. Mit beiden Gehältern waren sie gut zurecht gekommen, obwohl sie noch den Vater bis zu seinem Tod gepflegt hatten. Aber das Arbeitslosengeld II und die manchmal widersinnigen Vorgaben des Jobcenters machten sie fertig.

Von seinen drei Kindern muss der Älteste demnächst an der Wirbelsäule operiert werden. Der zweite hat eine Lehrstelle, braucht aber wegen seiner Schwerhörigkeit ein Hörgerät, was bei arbeitslosen Eltern ziemlich ins Kontor schlägt. Nur die Jüngste hat keine Probleme, sondern kommt im September in die Realschule. Nun bekam Heiner S. eine Arbeitsstelle angeboten und war darüber sehr froh. Sie hat nur einen Haken: Er muss um vier Uhr früh in einer Landgemeinde sein, zu der um diese Zeit keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren. Doch sein Auto ist so defekt, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnt. Ein anderes kann er sich zur Zeit nicht leisten. Und sein künftiger Arbeitgeber kann ihm auch keins zur Verfügung stellen.

In der Sorge um seine Familie, besonders um seine kranke Frau, will Heiner S. die Chance unbedingt ergreifen und bat deshalb „Nachbarn in Not“ um ein Darlehen, damit er ein gebrauchtes Auto kaufen kann. Finanzminister Ernst Gießler prüfte die Lage und lässt Heiner S. den Kredit in kleinen Beträgen abstottern. Damit ist einer ganzen Familie geholfen.

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 2.3.2013 in der SZBZ lesen:

 

Ein Herz für Kinder

Von Renate Lück

Wer kennt nicht „Die Fremde aus der Stadt“ in der Mäulesmühle? Birgit Osuna ist auch eine der treuesten Spenderinnen für „Nachbarn in Not“.

Die geborene Münchnerin, die als Elfjährige mit ihren Eltern nach Stuttgart kam, ging auch dort zur Schauspielschule. „In Sindelfingen gab es damals eine Theatergruppe, mit der ich den ‘Kreidekreis’ von Klabund gespielt habe. Die Braigs suchten eine Frau für die Mäulesmühle und haben mich da gesehen. Als sie mich fragten, war ich 24 Jahre alt und Albin 18. Wir sind am längsten dabei“, erzählt sie und erinnert sich auch gern an Otto Braig. „Der hat manchmal die Viertele vom ersten Tisch getrunken. Und das Publikum hat mitgespielt und auf seine Frotzeleien geantwortet.“ Sie spielt immer noch mit, dreimal die Woche, 80 Vorstellungen im Jahr.

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Ihre Brötchen verdient sie inzwischen hauptsächlich mit ihrem Reisebüro „Mallorca Aktiv“, mit dem sie für Radfahrer Trainingsveranstaltungen auf der Mittelmeerinsel, in Andalusien, Lanzerote und Zypern anbietet. Für 8000 Kunden jedes Frühjahr. „Mit meiner Firma habe ich auch schon 20. Geburtstag“, sagt sie ein bisschen stolz. In den Faschingsferien geht sie mit einem ihrer sechs Enkelkinder zum Skifahren und wenn der größte Ansturm vorbei ist, selbst in Urlaub. „Bevor meine Tochter Kinder hatte, flog ich mit ihr nach New York, Rom oder Wien. Das war schön. Aber nun genieße ich auch die Enkel von Sohn und Tochter.“

Kinder haben es ihr angetan. Als sie sich noch bei der Gerichtshilfe engagierte, trieb es sie besonders um, wenn die Kinder unter Urteilen gegen den Vater litten und ihre Mütter zusammenbrachen. Später kümmerte sie sich um Kinder in Leonberg und in Nepal finanziert sie einer Patentochter den Lebensunterhalt und inzwischen ein Studium. Durch viele Reisen in Russland hat sie ein Gespür für die Lebensverhältnisse auf dem Land und unterstützt Doris Epple vom Bodensee bei ihren Projekten dort.

Der Kinderschutzbund bekommt immer noch Spenden von Birgit Osuna und „Nachbarn in Not“ auch schon lange. Gelesen hatte sie über die Hilfsorganisation in der Sindelfinger Zeitung und sofort angeregt, dass auch die Kontonummern veröffentlicht werden. „Ich stehe dahinter und finde die Leistung der Frauen toll“, sagt die Unternehmerin, die in Renningen wohnt und ihre Agentur in Merklingen hat. Jedes Jahr kaufe sie beim Basar Socken für die ganze Familie und unterhalte sich dabei mit den Verkäuferinnen. „Die haben auch so schöne gestickte Karten und welche mit Blumen drauf“, schwärmt die 68-Jährige.

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 5.2.2013 in der SZBZ lesen:

 

Statt neues Leben Trostlosigkeit

Von Renate Lück

Britta B. feierte vor Kurzem ihren 40. Geburtstag und wollte nach einer schweren Krebserkrankung mit all ihren Nachsorgeuntersuchungen und Vorbeugemaßnahmen gegen einen Rückfall in ein neues Leben durchstarten. Da schlug ihr die nächste Hiobsbotschaft die Beine weg.

Sie hat wieder Krebs. Durch eine weitere Operation, bei der Gewebe zur Untersuchung ins Labor geschickt wurde, kam es heraus: Metastasen haben sich in den Knochen festgesetzt. Und diese Art der Erkrankung ist nicht heilbar. Sie kann bestenfalls durch durch eine Hormon- und Chemotherapie verlangsamt werden. Jetzt kommt für die alleinerziehende Mutter noch der quälende Gedanke dazu, was aus ihren Kindern wird, wenn sie nicht mehr lebt. Die Älteste macht dieses Jahr Abitur.

Behandelt wird Britta B. in einer Spezialabteilung der Uniklinik in Heidelberg. Nicht genug damit, dass die Hartz IV-Empfängerin Probleme hat, ihre Fahrtkosten dorthin, die Medikamente und die wegen der Therapie notwendige Zahnbehandlung zu bezahlen - Letztere bezahlt die Krankenkasse nämlich nicht. Die Kinder brauchen neue Wintersachen und -schuhe, da sie aus allem herausgewachsen sind. Und das ist beim bestem Willen für sie nicht mehr machbar. Die betreuende Sozialarbeiterin bat „Nachbarn in Not“ deshalb um Unterstützung.

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 5.1.2013 in der SZBZ lesen:

 

Schmerzen am ganzen Körper

Von Renate Lück

Werner B. ist gelernter Koch, doch mit seinen ganzen Krankheiten wird er geradezu zum Spezial-Diät-Küchenmeister. Da er nur für sich selbst sorgen muss, kann er dies auch einrichten. Wenn ihm bloß die Knochen nicht so weh täten.

Der von Haus aus gesellige Mann ging vor zwei Jahren zur psychiatrischen Beratungsstelle, weil ihn neben all seinen bisherigen Malaisen, wie Diabetes, Arthrose, Schlafapnoe und heftigem Sodbrennen, nun auch noch eine Nervenkrankheit plagt. Zudem leidet er unter chronischen Schmerzen am ganzen Körper, weshalb er eine Schmerztherapie absolviert und hochdosierte Medikamente einnehmen muss. An Arbeiten ist nicht mehr zu denken. Der 57-Jährige lebt von einer Erwerbsminderungsrente, die ihm nur eine winzige Ein-Zimmer-Wohnung erlaubt. Zum Glück hat er einen Balkon, auf dem er Küchenkräuter und Tomaten ziehen kann. Sein zweites Hobby ist Speckstein bearbeiten. Das hat er in einer Klinik kennengelernt und nun bemalt und formt er das Material nach seinen Ideen.

Doch körperliche Erleichterung verschafft ihm nur Bewegung im warmen Wasser des Hallenbads. Das leistet er sich ab und an einmal, denn mehr lässt sein Budget nicht zu. Werner B. braucht viel Geld für die Fahrten zu den Ärzten und medizinischen Behandlungen. Deshalb hatte die Beraterin die Idee, „Nachbarn in Not“ zu fragen, ob es nicht möglich wäre, ihm diesen Luxus zur Milderung seiner Schmerzen etwas öfter zu gestatten. Die Entscheidung fiel positiv aus: Werner B. bekam ein Mehrfachticket als Weihnachtsgeschenk und wird auf die Liste der Menschen gesetzt, die zweimal im Jahr besucht werden und dabei ein kleines Geldgeschenk erhalten.

 

 

 

 

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