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Schicksale

Veröffentlichungen im Jahre 2016

 

 

 

Aus der SZ/BZ vom 30.12.2016

Hilferuf eines Familienvaters

Von Renate Lück

Einen der Weihnachtswunschzettel, die im Sozialamt und im Jobcenter auslagen, füllte Achim K. mit einem Hilferuf für seine Familie aus.

„Liebes Nachbarn-in-Not-Team,

meine Frau hat Lungenkrebs und nun auch wieder Metastasen im Kopf. Sie hatte im Februar schon eine Operation, bei der die Metastasen zum größten Teil entfernt werden konnten. Ich bin der Betreuer meiner Frau. Wir bekommen beide Leistungen vom Jobcenter, weil wir beide krank sind.“ Der 16-jährige Sohn der Familie ist sehr praktisch veranlagt und schmeißt den ganzen Haushalt. Er begleitet den Vater auch zu den Behörden. Er liebt seine Eltern heiß und innig und tut alles für seine Mutter. Dabei hat er selbst Probleme. Er kommt in der Schule in Mathematik nicht gut mit.

„Bei uns ist das Geld sehr knapp“, schreibt der Vater. „Wir haben viele Ausgaben: die Medikamente für meine Frau, Nachhilfe für meinen Sohn und so weiter. Deshalb würden wir uns über eine Spende sehr freuen. Ich möchte meinem Sohn neue Kleidung kaufen und auch meiner Frau etwas Schönes schenken. Vielen lieben Dank und liebe Grüße! Achim K.“

Die Hilfsorganisation erfüllte diesen Weihnachtswunsch.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 24.12.2016

                          Tannenbaum

Licht am Ende des Tunnels    

Von Renate Lück

Es gibt mehrere Gründe, warum jemand aus der Lebensbahn geschleudert wird. Bei Rolf M. war es die Scheidung von seiner Frau. Das kam ihn teuer.

Er musste die Wohnung verlassen und landete auf der Straße. Vom Gehalt seines zeitlich begrenzten Werkvertrag-Jobs konnte er die Scheidungskosten und den Unterhalt für Frau und Kinder nicht bezahlen und machte Schulden. Eine Sozialarbeiterin in der Diakonie half ihm. Er bekam ein Zimmer in einer Obdachlosenunterkunft und bezog Arbeitslosengeld II. Langsam, langsam stieg sein Mut und er machte einen Busführerschein. Damit fand er eine neue Arbeitsstelle und hatte eine Wohnung in Aussicht. Das Problem war allerdings, dass er gleich vom ersten Gehalt den Unterhalt für die beiden Kinder überweisen musste. Da ließ das Jugendamt nicht mit sich reden.

Vom Rest konnte er aber keine Möbel und Haushaltsgeräte kaufen. Also zog er erst einmal in die leere Wohnung. Dies war für ihn ziemlich frustrierend, denn er bemühte sich sehr, aus der verfahrenen Situation herauszukommen. Deshalb bat die Sozialarbeiterin „Nachbarn in Not“ um Hilfe. Der Verein gab einen Zuschuss für das Nötigste. Und sein Chef unterstützt ihn auch. Also (Weihnachts-)Licht am Ende des Tunnels!

 

 

Aus der SZ/BZ vom 20.12.2016

Wackelig auf den Beinen

Von Renate Lück

Was alles passieren kann, wenn man wackelig auf den Beinen ist. Margret M. stürzte und zerbrach dabei ihre Zahnprothese. Nun ist guter Rat teuer.

Die 50-jährige Margret M. leidet schon seit über zwanzig Jahren an psychischen als auch an körperlichen Erkrankungen, wie Epilepsie und Durchfall. In ihrem Kopf herrscht ein so großer Druck, dass sie ein Röhrchen, einen sogenannten Shunt, eingesetzt bekam, damit das Wasser abgeleitet wird. Sonst bestünde die Gefahr, dass sie einfach umfällt und stirbt. Die Epilepsie kommt von diesem Druck. Sie lebt in einer betreuten Wohngemeinschaft zusammen mit ihrem Mann, den sie in der Behindertenwerkstatt kennengelernt hat. Dort arbeitet sie an drei Tagen in der Woche maximal vier Stunden, aber mehr um eine Tagesstruktur zu haben, als dass sie wirklich etwas produzieren könnte. Ihr Mann schafft sechs Stunden. Sie werden vom Fahrdienst abgeholt und wieder heimgefahren.

Zu Hause kocht sie sich Kaffee und bewegt sich den Rest des Tages vorsichtig in der Wohnung. Trotzdem ist sie kürzlich im Bad aufs Waschbecken gestürzt, als die wieder einen epileptischen Anfall hatte. Dabei zerbrach ihre Zahnprothese. Der Eigenanteil der Reparaturkosten übersteigt massiv ihr Budget, das allerdings 25 Euro zu hoch ist, um einen Härtefall-Antrag stellen zu können. Da bat der betreuende Sozialarbeiter „Nachbarn in Not“ um Hilfe, denn ohne Zähne kann Margret M. nicht einmal Plätzchen essen. Das neue Jahr sollte aber doch etwas unbeschwerter beginnen.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 17.12.2016

Zwei Katastrophen auf einmal

Von Renate Lück

Wenn es einmal klemmt, kommen meist noch weitere Probleme dazu. Dass durch die Krankheit eines Kindes der Vater den Arbeitsplatz verliert, ist aber doch dramatisch.

Familie P. hat drei kleine Kinder. Kurz nach der Geburt des jüngsten erkrankte die dreijährige Andrea an Leukämie. Die Familie musste zuerst zwei Wochen stationär in der Klinik in Tübingen bleiben. Dann durfte sie nach Hause und die Kleine musste nur bei Fieber oder starken Schmerzen ein bis zweimal die Woche hin gefahren werden. Aber Waltraud P. musste auch noch einmal ins Krankenhaus. So versorgte Michael P. die Kinder. Er hatte allerdings gerade eine neue Stelle angefangen und war noch in der Probezeit. Wegen dieser Fehlzeiten wurde er entlassen. Die Sachbearbeiter in der Personalabteilung und im Jobcenter bekamen diesen Wechsel aber nicht so schnell auf die Reihe, sodass die Familie vorübergehend gar kein Geld erhielt.

Die Sozialarbeiterin im Rathaus händigte ihr Gutscheine aus, damit sie Essen und Windeln kaufen konnte und gab ihr Geld für die Fahrt zum Krankenhaus. Nach der Behandlung und durch die Medikamente schlief das kranke Kind regelmäßig ein und kippte aus dem zu kleinen Kindersitz. Ein neuer überstieg jedoch die Möglichkeiten der Familie bei weitem. Und als ob dieses Dilemma nicht reichte, kam noch eine saftige Telefonrechnung. Da war der Traum von einem Wäschetrockner in weite Ferne gerutscht. „Nachbarn in Not“ half mit einem Zuschuss, damit die Weihnachtszeit ein bisschen heller wird.

 

 

Aus dern SZ/BZ vom  14.12.2016

Zukunft sieht nicht rosog aus

Von Renate Lück

Gut, dass Kinder zwei Eltern haben, die sich um sie kümmern können. Schlecht aber, wenn der Vater arbeitslos und krank ist und die Mutter nachts arbeiten gehen muss.

Paul Z. war Lagerarbeiter, musste aber wegen starker Rückenschmerzen seine Arbeit aufgeben. Nun bekommt er Arbeitslosengeld und muss nach der Reha eine Umschulung machen. Doch für welchen Beruf? Die Zukunft sieht nicht sehr rosig aus, was ihn ganz kribbelig macht. Monika Z. hält die Familie zurzeit über Wasser. Sie arbeitet im Moment als Gebäudereinigerin in einem Sportpark auf 450-Euro-Basis. Der Dienst beginnt um 24 Uhr und dauert eine bis eineinhalb Stunden an sechs Tagen in der Woche.

Ihr Problem ist, dass sie zwar mit einem öffentlichen Nahverkehrsmittel hinkommt, aber nicht mehr zurück. Da fährt kein Bus und keine Bahn in ihre Richtung. Sie hatte ein altes Auto. Das hatte aber einen Motorschaden, weshalb sich die Reparatur nicht mehr lohnte. Sie braucht dringend ein anderes Vehikel, sonst verliert sie ihre Arbeit. Nun fand sie ein Auto, Baujahr 1997 und viele Kilometer auf dem Tacho, aber der TÃœV ist erst nächstes Jahr. Wegen der angespannten finanziellen Situation kann sie sich nicht einmal das leisten. Deshalb bat sie um Hilfe, um das Gefährt kaufen zu können. „Nachbarn in Not“ gab einen Zuschuss, damit Weihnachten wenigstens eine ganz kleine Gans auf dem Tisch steht.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 10.12.2016

Die Gesundheit ist im Eimer

Von Renate Lück

Julius R. ist einer der Schwaben, die sich in Berlin öfter mal einen Rippenstoß oder eine blutige Nase geholt haben: Er war Bodyguard und Türsteher. Als seine Eltern starben, ging er nach Hause zurück.

Viel Geld ist von seiner Arbeit nicht übrig geblieben. Der 60-Jährige ist inzwischen zu 90 Prozent schwerbehindert und lebt von Grundsicherung. Die Gesundheit ist im Eimer. Er ist kurzatmig und braucht wegen seiner Schlafapnoe - „85 Aussetzer pro Minute“ - nachts und beim Mittagsschläfchen eine Maske und ein Sauerstoffgerät. Fünf- oder sechsmal hat er sich den Arm gebrochen, was er auf seine Medikamente zurückführt, denn Diabetes und Asthma hat er auch noch. Er ist schwer auf den Beinen und hatte mehrere Bandscheibenvorfälle. Mit all diesen Schmerzen schlief er sehr schlecht auf seinen durchgelegenen, 13 Jahre alten Matratzen. Der 110 Kilo schwere Mann schläft nämlich auf zwei Matratzen, weil er seit seiner Bundeswehrzeit Angst hat, aus dem Bett zu fallen. Damals erlebte er wohl viel Spott von seinen Zimmerkollegen. Nun suchte er selbst nach geeignetem Bettzeug und bat um einen Zuschuss. Den Rest würde sein Freundeskreis aufbringen. „Nachbarn in Not“ half und Julius R. bedankte sich herzlich. „Die Schmerzen beim Liegen haben sich sehr verbessert. Jetzt kann ich wieder durchschlafen.“

 

 

Aus der SZ/BZ  vom 2.12.2016

Leben am Minimum

Von unserer Mitarbeiterin Renate Lück

„Sehr geehrter Herr R., hiermit kündigen wir Ihnen das Arbeitsverhältnis zum 30.9.2016. ....Wir bedauern diese Entscheidung sehr, bedanken uns für Ihre Mitarbeit und wünschen Ihnen auf Ihrem weiteren Weg und für Ihre berufliche Zukunft alles Gute.“

Da kommt Freude auf, besonders wenn seine Frau, die im selben Betrieb arbeitet, auch so einen Brief erhält. Hans R. war seit dem Frühjahr krank, was vielleicht an der schweren, aber schlecht bezahlten Arbeit lag. Seine Frau hatte einen 450-Euro-Job und bekommt deshalb kein normales Arbeitslosengeld. „Finanziell sieht es nun sehr schlecht aus, vom psychischen Zustand gar nicht zu reden“, schreibt die sie begleitende Sozialarbeiterin. Zu Hause ist der Kühlschrank kaputt und lässt sich nur noch mit Klebeband verschließen. Zum Ansparen von Anschaffungen hat es nie gereicht. Alles im Haushalt ist ziemlich schlicht und es fehlt an vielem.

Am schlimmsten dran ist jedoch der behinderte Sohn, der dringend ein neues Bett und eine stabilere Matratze braucht. Er ist stark pflegebedürftig, braucht Windeln und muss in lebensbedrohlichem Zustand immer wieder ins Krankenhaus. In dieser Zeit bekommt die Familie kein Pflegegeld, was die Eltern jedes Mal in Angst und Schrecken versetzt, dass am Monatsende kein Geld fürs Essen da ist, denn sie haben noch ein kleineres Kind. Es ist ein Leben am Minimum. „Sich etwas zu gönnen, war nie drin“, erzählt die Sozialarbeiterin, die an „Nachbarn in Not“ schrieb. Die Hilfsorganisation überwies einen Betrag, der fürs Erste helfen soll, damit vielleicht an den Festtagen ein bisschen Freude aufkommen kann.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 29.11.2016

Endlich neue Matratzen

Von Renate Lück

Auch wenn der Mann Arbeit hat, reicht das Geld bei manchen Familien vorn und hinten nicht. Das hängt an verschiedenen Dingen.

Christian B. hat einen guten Beruf, verdient aber gerade doppelt so viel, wie die Miete kostet. Dann ist der Rest für eine Familie mit drei Kindern nicht mehr sehr üppig. Sie lebt praktisch an der Armutsgrenze. „Ich möchte ja arbeiten gehen, würde auch putzen“, sagt Brigitte B., „aber es ist alles voll. Und dann sollte ich kommen, wenn ich meine Kleine vom Kindergarten abholen muss. Das will ich nicht.“ Die Kinder gehen ihr über alles. Da sie selbst keine ordentliche Ausbildung machen konnte, legt sie großen Wert darauf, dass die Kinder pünktlich zur Schule gehen. Die Älteste ist auf der Werkrealschule und lernt gut. Sie hätte auch gern Gitarrenunterricht, aber die Musikschule ist trotz Berechtigungskarte zu teuer fürs Budget. Es wäre der Familie eine finanzielle Erleichterung, wenn sie die Fahrkarte zur Schule vom Landratsamt bezahlt bekäme. Doch dazu fehlen 200 Meter zwischen Wohnung und Schule. Und laufen ist denn doch zu weit, zumindest im Winter.

Bis jetzt schlafen alle auf alten Matratzen, die Eltern auf denen, die sie sich zur Hochzeit vor 16 Jahren gekauft haben. Die zwei jüngeren Kinder hängen zum Baby- und Kinderbett heraus und die Älteste schläft auf dem Boden. Christian und Brigitte B. hatten beide schon einen Bandscheibenvorfall. Nun wollte Brigitte B. mit dieser Misere Schluss machen und bestellte zu Weihnachten für die Kinder richtige Betten und Matratzen, nachdem „Nachbarn in Not“ einen Zuschuss zusagte.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 26.11.2016

Mein ganzes Leben war schwierig

Von Renate Lück

Die Antragszettel der Sozialarbeiterinnen enthalten oft nur wenige Stichpunkte zur schlimmen Situation ihrer Kunden. Wenn man nachfragt, sprudeln diese nur so heraus.

„Jetzt bin ich fast achtzig, aber mein ganzes Leben war schwierig“, sagt Günter P. zum Beispiel. Er ist bei den Großeltern aufgewachsen, weil die Mutter früh starb. Vor einigen Jahren hatte er Knochentuberkulose und lag ein Jahr lang eingegipst im Krankenhaus. Dann erhielt er eine Vorladung der Vertrauensärztin, die ihn sofort zum Kardiologen schickte, weil die Herztöne beängstigend waren. Es folgte eine Operation, bei der ihm vier Bypässe eingesetzt wurden, und da einer gleich wieder verstopft war, bekam er noch einen Stent.

Dann half er einem Nachbarn im Garten. Da flutschte ihm ein Ast ins Auge. Nun hat er nur noch eins. Er hängt den ganzen Tag am Sauerstoffgerät, das ihn Anfälle überleben lässt. Der Rollator steht im Flur. „Ich kann doch nicht mehr laufen. Die Knie knicken immer ein. Mein Arzt sagte zu mir: Sie sind nur noch ein Viertelmensch. Wenn Sie rauchen würden, wären Sie schon tot.“

Dem Sozialamt fiel das Ehepaar, das von Grundsicherung lebt, dadurch auf, dass es verzweifelte Briefe schrieb, Da war der Kühlschrank kaputt, der aber nun angespart werden muss, wie andere Elektrogeräte auch. Aber Günter P. muss die Privatrezepte seines Arztes schon selbst bezahlen und zur Miete auch noch einen Teil. Jetzt hat er Angst, dass seine Frau dement wird. „Dann ist alles aus.“

Gefreut hatten sich die beiden, als sie zum ersten Mal auf die Altenliste kamen und „im vergangenen Jahr, nach 13 Jahren mal wieder Weihnacht feiern konnten mit Christbaum und Entenbraten“, schrieb er an Dr. Roswitha Seidel und ihr Team. Am Telefon sagt er: „Sonst haben wir Brathering und Röstkartoffeln gegessen, um zu sparen.“ Der Brief an die Vorsitzende von „Nachbarn in Not“ geht weiter mit: „Ihre neuerliche Hilfe wird uns helfen, ein paar Wintersachen anzuschaffen. Es ist alles ein bisschen wie ein schöner Traum.“ Der erste Satz dieses Briefes heißt: „Danke, Danke, Danke - mehr fällt mir auch heute noch nicht ein. Es ist absolut großartig zu wissen, dass wir sind trotz unseres Alters noch nicht vergessen sind.“

 

 

Aus der SZ/BZ vom 29.10.2016

Von einem Tief in s nächste

Von Renate Lück

Es gibt grausliche Geschichten, in die man sich nur schwer hineinversetzen mag. Petra M. zum Beispiel schleuderte von einem Tief ins nächste.

Seit vier Jahren ist die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin arbeitslos. Durch diesen Zustand, das frühere Mobbing und „tausend Schicksalsschläge“ wurde sie psychisch so krank, dass sie in eine Klinik kam. Auch finanziell lebt sie nun am Rande der Gesellschaft, denn ihre Erwerbsminderungsrente reicht nicht für die Miete einer brauchbaren Wohnung. „Mein Job war sehr stressig“, erzählt die 45-Jährige. „Ich hatte einen Burnout. Dazu kam der plötzliche Tod meiner Eltern, die mir jederzeit zur Seite gestanden hatten, und die Trennung von meinem drogenabhängigen Freund, der immer gewalttätiger wurde“, erzählt sie. Als sie aus der Klinik entlassen wurde, zog sie in eine kleine, dunkle und feuchte Wohnung im Keller eines Hauses. Noch feuchter wurde es durch einen Wasserrohrbruch in der Wohnung darüber. Die Wände ihrer Behausung überzogen sich mit grünem und schwarzen Schimmel, der mit der Zeit auch auf die Möbel überging. Der Sozialarbeiter, an den sich Petra M. wandte, war entsetzt: „Man konnte kaum Luft holen.“ Kein Wunder, dass Petra M. zunehmend Hautausschlag und Nasenbluten bekam und an körperlichen Schmerzen litt. Ein Gutachter bestätigte, dass  nicht die Mieterin schuld war an dieser desolaten Situation. Es folgten Gerichtsurteile über zugestandene Mietkürzungen. Allerdings behielt Petra M. bald die ganze Miete ein, weil die Spülung in der Toilette nicht ging und die Haustür sich so verzogen hatte, dass man sie nur mühsam schließen konnte. Dies führte letztlich zur Räumung der Wohnung.

Anschließend lebte Petra M. in einer Obdachlosenwohnung der Stadt. Mit ihren finanziellen Mitteln fand sie keine Wohnung, „denn viele Menschen stehen auf der Warteliste des Wohnungsamtes.“ Schließlich fand sie ein Zimmer in einer Wohnung, deren Toilette und Dusche sie mit drei Männern teilen muss. Sie musste schnell umziehen. Doch zweimal eine Spedition beauftragen, konnte sich Petra M. nicht leisten. Dazu kam, dass sie neue Möbel brauchte. „Nachbarn in Not“ half beim Notwendigsten. Petra M. jetzt: „Zur Zeit bin ich schachmatt und fühle mich einsam. Ich würde gern halbtags arbeiten, wenigstens dreimal in der Woche, um wieder an Geld zu kommen für eine anständige Wohnung.“

 

 

Aus der SZ/BZ vom 1.10.2016

Die Abschlussfeier ist gerettet

Von Renate Lück

Jetzt geht die Schule wieder los, aber für manche war der Abschluss des vorigen Schuljahrs schon schwierig. Nicht wegen der Noten, sondern wegen der Finanzen.

Lena B. beendete die Hauptschule und es stand eine Abschlussfeier an. Die kostete allerdings Eintritt - einen Betrag, der das Taschengeld eines Kindes von Hartz-IV-Beziehern ziemlich reduziert. Der Wunsch, dass ihre Mutter und die jüngere Schwester ebenfalls teilnehmen, stellte die alleinerziehende Michaela B. vor erhebliche Schwierigkeiten. Sie hätte der Tochter auch gern ein neues Kleid zu diesem Anlass gekauft, doch das überstieg ihr Budget bei weitem. Das Jobcenter zahlt solche Extras nicht und selbst zu nähen, ging auch nicht, weil ihre Nähmaschine kaputt ist, eine neue uner­schwinglich.

Michaela B. lebt gerade in Scheidung und zusätzlich zu diesen Problemen wurde die Miete drastisch erhöht, weil die Wohnung verkauft werden soll. Das Jobcenter zahlt nur ein halbes Jahr die erhöhte Miete, dann muss eine andere Wohnung im Rahmen des Hartz-IV-Satzes gefunden sein. Eine absolute Katastrophe für alle, die dies trifft, denn in den Wohnungsämtern sind die Wartelisten für eine Sozialwohnung länger als die Baugesuche im Bauamt. Da der Vater der Kinder auch nicht helfen kann, ging Michaela B. zum Sozialamt und fragte um Rat. Die Sozialarbeiterin ihrerseits bat „Nachbarn in Not“ um schnelle Hilfe, damit die Situation gerettet werden könnte. Sie konnte und Lena probierte ihr neues Kleid vor Glück jeden Tag an. Die Mutter bedankte sich sich herzlich.

 

 

Aus der SZ/B Z vom 24.8.2016

Wenn plötzlich das Licht ausgeht

Von Renate Lück

„Ihre Energieversorgung“ steht auf dem Briefkopf der EnBW-Mahnungen. Wer Strom­schulden hat, aus welchem Grund auch immer, verliert ganz schnell das Vertrauen in seinen Energieversorger. Der schickt nämlich monatlich einen Inkasso-Beauftragten, was jedes Mal zusätzlich 90 Euro kostet. Im Moment ist dies das häufigste Problem für „Nachbarn in Not“.

Die geschiedene Lena B. zum Beispiel, die mit Teilzeitarbeit, Nebenjob und Kindergeld mit ihren zwei Kindern knapp über die Runden kommt, überweist ihre Abschlagszahlungen pünktlich. Sie bekam aber im Juni eine Nachschlagsforderung, die ihre Möglichkeiten übersteigt. Die letzte Zahlungsaufforderung vor der Sperrung enthält den Satz: „Bitte bezahlen Sie sofort den Betrag von 538 Euro. Ansonsten beauftragen wir Ihren Netzbetreiber damit, Ihre Energielieferung einzustellen. Das kostet Sie einschließlich der Wiederinbetriebnahme mindestens 197,10 Euro.“ Ratenzahlung wurde ihr nicht zugestanden. Deshalb bat die Schuldnerberaterin „Nachbarn in Not“ um einen Zuschuss. Sie schlug ihrer Klientin aber auch vor, sich an einen Energieberater zu wenden, der den Stromfresser ausfindig machen soll.

Da dies beileibe kein Einzelfall ist, interessierte sich sogar das SWR-Fernsehen dafür und nahm ein Interview mit Lena B. auf. Seit Januar kamen neun Anträge von verschiedenen Ämtern im Landkreis bei „Nachbarn in Not“ an. Die Hilfsorganisation bemüht sich, das Abstellen des Stroms zu verhindern, weil es sonst ja noch teurer wird. Auch die Stadtwerke sind bei Ratenzahlung sehr zurückhaltend. Bei einer Familie, die einen größeren Betrag nachzuzahlen hatte, verlangten sie Mindestraten von 350 bis 400 Euro. Familien, die nur geringere Beträge aufbringen könne, erhalten trotzdem weiterhin Mahnungen und Androhungen, dass der Strom abgestellt wird. Auch wenn jemand einen Münzzähler installiert bekommt, ihn aber aus Geldmangel nicht füttern kann, steht er ohne Strom da.

Birgit Knaus von der Diakonie ist sauer, denn auch sie und ihre Kolleginnen erreichen keine Erleichterungen für ihre Klienten. Selbst wenn Behinderte oder Kinder im Haushalt sind, wird keine Rücksicht genommen. Da heißt es: Dann muss das Kind halt Hausaufgaben machen, wenn es noch hell ist. „Die meisten unserer Klienten bezahlen den teuersten Grundversorgungstarif und kommen da nicht raus. Auch für Ratenvereinbarungen werden Gebühren verlangt“, erklärt sie. „Aber die Klienten sind nicht die richtigen Gegner. Es ist ein gesellschaftliches Problem, das bei den Strompreisen anfängt, über die Niedrigeinkommen weitergeht und bei der Frage der sozialen Verantwortung von öffentlich-rechtlichen Grundversorgungsunternehmen endet.“ Wenn die Ämter in den geschilderten Notsituationen nicht helfen können, weil ihre starren Vorschriften es nicht erlauben, ist„Nachbarn in Not“ die letzte Rettung.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 28.11.2016.

Wenn der Friseur zum Luxus wird

Von Renate Lück

„Bei aller Problematik, mit der unser Land zur Zeit konfrontiert ist, dürfen wir nicht die Not in unserer Umgebung vergessen“, sorgt sich die Vorsitzende von „Nachbarn in Not“, Dr. Roswitha Seidel, nach ihrer Seniorentour vor Weihnachten. „Es sind in der Regel Frauen, die die Altersarmut trifft“, bestätigt Sozialpädagogin Betina Hartig im Haus der Diakonie in Böblingen.

„Frauen, deren Männer die Hauptverdiener waren - die die Kinder großgezogen und höchstens in schlecht bezahlten Jobs gearbeitet haben. Das Modell funktioniert, solange es gut geht. Trennen sich die Eheleute jedoch, bekommen die Frauen im Alter eine Mini-Rente.“ Selbst mit Grundsicherung sei es so wenig, dass sie mit Glück noch die Miete und das Notwendigste bezahlen können. Brauchen sie eine kleinere Wohnung, suchen sie genauso verzweifelt, wie allen anderen mit schmalem Budget. Christine Jourdan im Sindelfinger Sozialamt weiß noch eine Gruppe: „Frauen, deren Männer selbstständig waren und denen sie ohne Gehalt halfen, haben oft ihre Altersversorgung vernachlässigt - sei es, weil das Geschäft gut lief oder weil man das Geld der Rentenbeiträge brauchte. Oft hat sich die Frau sogar ihre bis dahin angesparte Rente auszahlen lassen.“

„Es rührt mich immer sehr, die Frauen drehen buchstäblich jeden Cent um“, sagt Hartig. Eine isst meist Zwieback zum verdünnten Joghurt und manchmal Gemüseeintopf als Hauptgericht. „Schweineschnitzel mit Pürree und Erbsen ist für mich wie Weihnachten“, erzählte die 91-Jährige. Schuhe reparieren lassen sei aber schwierig. „Sie sind sehr bescheiden und schämen sich, ins Amt zu kommen“, bestätigt Hartig. „Dann erzählen sie von früher, wie gut es geplant war.“ Kinder, die genug verdienen, unterstützen die Mutter. Doch manchmal wohnen sie weit Basar20151107-03-kweg und der Mutter sei es peinlich, um etwas zu bitten.

 

 

Bild Lück. Stand von Nachbarn in Not am Sindelfinger Weihnachtsbasar

 

 

 

 

 

 

Etwa achtmal im Jahr komme eine Frau zu ihr, deren Mann keine nennenswerte Lebensversicherung hinterließ. Die Witwenrente reiche auch mit Grundsicherung nicht, um Winterkleidung oder feste Schuhe zu kaufen. Sommerkleidung gibt es im Diakonieladen. Aber etwas richtig Warmes oder passende Schuhe seien selten da. „Ich kann Gut­scheine für den Diakonie- und den Tafelladen geben“, sagt Betina Hartig. Was sie nicht hat, sind Kino- oder Theaterkarten. Wer im Umland wohnt, könne sich auch den Bus in die Stadt nicht leisten. „Damit sind sie ausgegrenzt. Sie können nicht mal eben mit der Freundin nach Stuttgart zum Weihnachtsmarkt fahren und einen Glühwein trinken. Mir wird immer wieder bewusst, woran es fehlt: an den normalen Begegnungen und Gesprächen.“

Die Frauen haben auch alle kein Auto. „Es ist Ironie: Selbst mit Hartz IV darf man ein Auto haben, kann aber weder die Versicherung noch den Sprit bezahlen geschweige denn Reparaturen. Wir wohnen in einer teuren Gegend.“ Luxus sei ebenso ein Friseurbesuch - „Sie sparen darauf!“ - oder das Thermalbad, das ihnen gut täte. Die Brille zahlt die Krankenkasse nicht, die fast jeder im Alter brauche. „Das geht nur durch Spenden. Wenn es ‘Nachbarn in Not’ nicht gäbe, wäre das alles nicht möglich.“

 

 

 

Aus der SZ/BZ von 13.6.2016

Das Geld reicht nicht  für einen Regenmantel

Von Renate Lück

Hier kam wieder alles zusammen: Krankheiten und Probleme in der Familie. Und dann reichte das Geld nicht für einen Regenmantel.

Gerda L., gelernte Hotelfachfrau, arbeitete vormittags in einer Kantine und fuhr nach dem Mittagessen 70 Kilometer zu ihrem eigenen Restaurant. „Da war ich alles: Köchin, Putzfrau und Bedienung.“ Ihr Mann, in der Industrie angestellt, machte ihr in seiner Freizeit die Buchhaltung. Bis sie feststellte, dass er Kredite und Geschenke für seine Freundinnen mit dem Gewinn aus ihrem Geschäft bezahlte. Sie ging pleite und knabbert an diesen Schulden noch heute.

Seitdem plagen sie Krankheiten, die ein Gewerbe oder andere Beschäftigung nicht mehr zulassen. Die Wirbelsäule ist total verkrümmt und die Bandscheiben abgenutzt, so dass die 62-Jährige kaum noch laufen kann. Einkaufen ist ganz schlecht, weil sie beim Martins-Lädle im Gedränge Schlange stehen müsste. Sie kann sich gerade noch Essen machen. Liebe Nachbarinnen schauen nach ihr, wenn das Licht nicht brennt.

Zu alledem kommen Unpässlichkeiten, die man nicht sieht, wie Schwerhörigkeit, Schlafapnoe und Tics, ein nervöses Zucken, dass andere für schlechte Angewohnheiten halten. Durch die vielen Medikamente nahm sie so zu, dass ihre Kleidung nicht mehr passte, als der Arzt sie zur Kur schicken wollte. Da war „Nachbarn in Not“ wieder der letzte Anker. Gerda L. bat schon ab und zu um Hilfe, wenn unverhoffte Rechnungen eintrudelten. „Ich bin ‘Nachbarn in Not’ und allen lieben Spendern so unendlich dankbar. Ohne sie wäre ich tot“, sagt sie am Telefon. Die Vorsitzende Dr. Roswitha Seidel setzte Gerda L. auf die Seniorenliste, so dass sie zweimal im Jahr bei den Besuchen einen kleinen Obulus erhält.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 4.4.2016

Kein Amt kann helfen

Von unserer Mitarbeiterin Renate Lück

So eine schreckliche Geschichte, aber kein Amt kann helfen. Wenn es „Nachbarn in Not“ nicht gäbe, ständen zwei junge Menschen buchstäblich auf der Straße und hätten nichts zu essen.

Der 19-jährige Maximilian B. und seine 18-jährige Schwester Michaela gehen in die Schule und wollen im nächsten Jahr und 2018 Abitur machen. Vor 15 Jahren verließ ihr Vater die Familie, was die Mutter in tiefe Depressionen stürzte. Sie vergrub sich regelrecht und hatte kaum mehr Kontakte nach außen. Die Kinder mussten einkaufen gehen und die nötigen Besorgungen machen. Sie hatten dementsprechend wenig Zeit und Lust, die Freizeit mit Klassenkameraden zu verbringen, weshalb sie von ihnen ge­hänselt wurden. Trotzdem arbeiteten sie sich hoch und wechselten für die Oberstufe die Schule, wo sie gut mitkommen. Maximilian möchte studieren, Michaela weiß noch nicht, was sie anstreben soll.

Plötzlich starb die Mutter im Beisein ihrer Kinder. Vorher hatte sie ihnen gesagt: „Wenn mir je etwas passiert, wendet euch an den Erziehungsbeistand.“ Der hatte sich früher im Rahmen der Jugendhilfe um sie gekümmert und ihnen praktische Dinge beigebracht, wie die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen oder Rechnungen zu bezahlen. Und er hatte immer noch ein bisschen Kontakt zu den ihnen. So nahm er die beiden völlig verstörten Jugendlichen erst einmal bei sich auf. Doch auf die Dauer ging das nicht. So kamen sie zu einer Kurzzeitpflegemutter. Inzwischen regelte das Jugendamt alles Nötige, beantragte Bafög und Halbwaisenrente und sprach mit dem Vermieter der Wohnung. Er war bereit, die beiden weiter drin wohnen zu lassen, wenn die Finanzierung klar sei.

Das Jobcenter signalisierte, dass die Miete weiterhin bezahlt würde. Max und Michaela zogen wieder ein. Doch nun verweigert das Jobcenter die weitere Finanzierung der Wohnung sowie die „Hilfe zum Lebensunterhalt“ mit dem Verweis auf den von den beiden Volljährigen gestellten Bafög-Antrag, der Vorrang gegenüber den Leistungen des Jobcenters darstelle. „Doch bis dieser Antrag vollständig bearbeitet werden kann, vergehen nicht selten einige Wochen bis Monate. Bis dahin stehen die Jugendlichen mittellos da, denn das Jobcenter lehnt auch die finanzielle Vorleistung ab“, sagt der Sozialarbeiter, der die beiden begleitet. Das Amt für Ausbildungsförderung, das den BaföG-Antrag stellte, darf auch keinen Kredit geben. Es muss den Vater suchen, der Kindergeld beantragen soll, es sei denn, er wäre unauffindbar. Doch die fleißige Amtsfrau ermittelte ihn, obwohl er inzwischen einen anderen Namen hat. und hofft, dass er sich kooperativ zeigt.

Die Jugendhilfe kann ebenfalls keine finanzielle Unterstützung gewähren, weil die Voraussetzungen für Betreutes Jugendwohnen fehlen. Die Sachbearbeiter und sogar die Leiter der beteiligten Ämter diskutierten die Situation, doch „Stets standen Vorschriften und gesetzliche Bestimmungen einer schnellen und unbürokratischen Lösung im Weg“, berichtet der Sozialarbeiter, der schließlich „Nachbarn in Not“ um Geld bat, damit die beiden wenigstens Lebensmittel kaufen können. Ein neuer Erziehungsbeistand und eine Sozialpädagogin begleiten sie nun durch diese schwierige Zeit.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 31.3.2016

Mit Brille kann man besser gucken

Von Renate Lück

Viele Menschen spenden für „Nachbarn in Not“. Man kann auch hilfreich sponsern. Henning Mezger, Augenoptikermeister in der Planie, hilft mit seinem Einsatz und preisgünstigen Brillen.

1973 haben seine Eltern das Augenoptikgeschäft in der Planie gegründet, seit 1999 ist Henning Mezger Inhaber. Warum unterstützt er „Nachbarn in Not“? „Das ist einfach zu beantworten. Wenn es einem gut geht, kann man auch helfen. Das ist eine Grundphilosophie“, antwortet Henning Mezger spontan. Nach den vielen Zeitungsartikeln habe er sich direkt an die Geschäftsstelle gewandt und gesagt: „Ich kann helfen, wenn Bedarf besteht.“ Was für eine Frage! Dr. Roswitha Seidel, die Vorsitzende, regt sich immer besonders auf, wenn Menschen eine Brille brauchen und diese von der Krankenkasse nicht bezahlt wird. „Wer keine Zähne mehr hat, kann immer noch Suppe essen. Aber wenn man nichts mehr sieht, kann man nicht auf die Straße und schon gar nicht arbeiten gehen“, sagt sie.

Der Optiker erzählt, wie sich das bei ihm dann abspielt. Teilweise kämen Leute herein und sagen, „Nachbarn in Not“ bezahlt es. Dann schickt er sie zur Klärung der Situation zum Sozialamt. Die meisten haben die Notwendigkeit aber vorher mit ihrer Sozialbetreuung abgesprochen, die es wiederum mit „Nachbarn in Not“ geklärt hat. „Dann überprüfen wir die Augen und suchen entsprechende Gläser und eine passende Fassung. Luxusausführungen und Extras sind natürlich nicht möglich.“ Henning Mezger sieht die Aufgabe von „Nachbarn in Not’ und seinem Team darin, den Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und ihnen zu helfen, wieder beruflich aktiv zu werden. „Mit Aktionsgläsern der Grundversorgung kann man schon im täglichen Leben zurechtkommen“, sagt er. „Die Brillen und das Ausmessen werden komplett von uns gespendet“, erklärt Henning Mezger sein Konzept. Seit ein paar Jahren macht er das schon. „Da ist schon eine höhere Summe zusammengekommen.“

 

 

11.2.2016

Zu viele Schicksalsschläge für einen

Von Renate Lück

Krank, verspottet und arm - das ist etwas viel für einen Menschen. Brigitte K. kämpft sich durch und „Nachbarn in Not“ hilft ein bisschen.

Die 63-Jährige hat einiges hinter sich, dabei verlief ihr Leben eine gute Strecke fast normal. Vor der Hochzeit arbeitete sie nicht lange. Als sie heiratete, war sie schwanger und ihr Mann meinte, sie solle nun zu Hause bleiben. Drei Kinder zog sie groß, bis sie wegen einer Zyste im Bauch ins Krankenhaus musste. Als sie aus der Narkose aufwachte, erklärten ihr die Mediziner, dass sie auf der anderen Seite noch einen Tumor ausgekratzt hätten. Sie hatte viel Blut verloren und erhielt anschließend mehrere Chemo-Therapien, weshalb sie alle zwei Wochen ins Krankenhaus musste. Ihr Mann hielt dies für Übertreibung und kümmerte sich nicht sonderlich um sie.

Als sie eine finanzielle Rückvergütung erhielt, die ihr erlaubte, sich eine kleine Wohnung zu suchen, zog sie aus. „Das hat er nicht geglaubt. Er dachte, es stecke ein anderer Mann dahinter. Dabei war ich fix und fertig mit den Nerven.“ Vier Jahre arbeitete sie in einem Lebensmittelgeschäft, bis sich die nächste Katastrophe anbahnte: Sie hatte wieder Krebs. Doch das begann wieder unauffällig, zumindest für die behandelnden Ärzte. Wegen der Schmerzen in der Nase bekam sie Tabletten und Salbe verschrieben. Als es schlimmer wurde, fuhr sie in eine Spezialklinik. Es wurde ihr Blut abgenommen und konstatiert: „Es ist zum Glück kein Krebs.“ Mit Tabletten wurde sie heimgeschickt. „Meine Freundinnen konnten das nicht glauben und eine fuhr mich wieder hin mit dem festen Vorsatz: Ich bleibe da, bis sie dich stationär aufnehmen.“ Man ließ sie einige Stunden warten. „Dann nahmen sie ohne Narkose eine Probe fürs Labor und stellten fest: Es ist Krebs.“

Es folgte eine gewaltige Operation, in der bis zur Oberlippe alles weggeschnitten wurde. Provisorisch wurde sie so verbunden, dass sie essen konnte, bis sie eine Prothese bekam. Einige Monate versorgte sie der Sozialdienst, dann wollte die Krankenkasse nicht mehr bezahlen, auch nicht die Fahrten zur Nachuntersuchung. Als sich Brigitte K. das erste Mal im Spiegel ohne Ersatz-Nase sah, war sie entsetzt. Aber dann lernte sie, ihre Prothese selbst zu säubern. Inzwischen geht die langsam kaputt und sie müsste eine neue haben. Aber es graut Brigitte K. davor, wieder abgewiesen zu werden und wieder so viel bezahlen zu müssen. Denn sie lebt von einer kleinen Erwerbsminderungsrente und etwas Wohngeld. Nun ging auch noch die Waschmaschine kaputt. Nach 15 Jahren funktioniert die Elek­tronik nicht mehr. Hier konnte „Nachbarn in Not“ helfen.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 28.1.2016

Gutes tun und miteinander teilen

Von Renate Lück

Es war ein schöner Grund für Hasso Bubolz, der bis zur Wiederbesetzung des Ortsvorstehers dessen Aufgaben übernimmt, ins Rathaus zu kommen: Er überreichte zusammen mit Sieglinde Schmidt ein Kuvert mit 1004 Euro an die Vorsitzende von „Nachbarn in Not“, Dr. Roswitha Seidel.

Das Geld stammt vom Darmsheimer Adventsmarkt, der seit zwanzig Jahren am Samstag vor dem ersten Advent stattfindet und dessen Erlös immer abwechselnd an die Sindelfinger Hilfsorganisation und den Darmsheimer Krankenpflegeverein gegeben wird. Alle 19 Stände bekamen ein anonymes Kuvert, in das sie Spenden hineinlegen können. „Wir haben noch nie einen leeren Umschlag zurückbekommen“, erklärt Hasso Bubolz. Der Ort­schaftsrat seinerseits sorgt für gute Stimmung und großen Glühweinumsatz und stiftet den gesamten Erlös. Sieglinde Schmidt, die gute Seele des Rathauses, die den Adventsmarkt seit vier Jahren organisiert, betont, dass dort keine professionellen Anbieter stehen, sondern nur Privatpersonen, etwa aus den Kindergärten, dem Sportverein und dem Jugendtreff. Sie alle verkaufen Selbstgemachtes. Und sie alle haben ihre Stammkundschaft, die jedes Jahr den Adventsschmuck oder andere Geschenke in Darmsheim holt, obwohl es inzwischen ringsherum noch weitere Weihnachtsmärkte gibt.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 1.1.2016

„Gutes tun und miteinander teilen“

Von unserer Mitarbeiterin Renate Lück

Es war ein besonderer Gottesdienst sowohl für die Neuapostolische Gemeinde Sindelfingen als auch für „Nachbarn in Not“, denn dank verschiedener Aktivitäten wurden 5.555 Euro für die Hilfsorganisation gesammelt, die Bezirksvorsteher Bernhard Kienzle und Gemeinde-Evangelist Dr. Oliver Eberhard an Geschäftsführerin Brigitte Haug im Januar übergaben.

Die Kirche war bei diesem Jugendgottesdienst rappelvoll, denn schon der Projektchor, der am 13. Dezember die Weihnachtskantate von Klaus Heizmann unter der Leitung von Marc Sieger gesungen hatte und nun, dirigiert von Priester Markus Süße, Lieder aus dem Gesangbuch präsentierte, nahm ein Drittel des Raumes ein. Dazu kamen das Orchester, geleitet von Steffi Kunze, und der Kinderchor, der mit Daniela Maxion den Gottesdienst begann. Sowohl bei der Aufführung der Kantate im Dezember als auch am Stand der Kinder-Aktiv-Gruppe auf dem Weihnachtsmarkt kamen viele Spenden zusammen.

„Heute ist ein besonderer Tag“, befand deshalb der Bezirksälteste in seiner Predigt und stellte sich vor, wie Menschen in Not, in die sie vielleicht unverschuldet kamen, einsam fühlen und aus Scham eine Fassade aufbauen. „Hinter Türen, an denen man es nicht vermutet.“ Dabei dachte Kienzle nicht nur an die Not von Nachbarn, sondern auch an die große Not auf der Welt, an Hunger und seelische Not und motivierte die Gemeinde mit dem Lied: „Kleine Liebesgaben helfen vielen Menschen überall im Land.“ Auch der Sindelfinger Priester Heiko Müller und Gemeindevorsteher Achim Maxion freuten sich, dass „das Sprechzimmer Gottes“ an diesem Tag so voll war. Brigitte Haug, Geschäftsführerin von „Nachbarn in Not“ war überwältigt von der Summe, die die Gemeinde der Hilfsorganisation für ihre Arbeit zur Verfügung stellte und übernahm den Scheck gern.

 

 

 

 

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