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    Schicksale aus 2014

Aus früheren Ausgaben der SZBZ

Schilderungen von Schicksalen, in denen der Verein “Nachbarn in Not” helfen konnte.

 

 

Das konnten Sie am 31.12.2014  in der SZBZ lesen:

Hoffentlich wird es nicht so kalt

Von Renate Lück

Wenn das Leben wie geplant ginge, wäre alles in Ordnung. Aber so ist es oft nicht. Karin M. könnte ein Lied davon singen, wenn sie ein bisschen mehr Mut hätte.

Die Sindelfingerin heiratete und zog zwei Kinder groß. Ihr Mann war der Hauptverdiener und sie arbeitete in Teilzeit in einer Praxis etwas dazu. So war es gewollt und so ging es gut, bis die Ehe zerbrach. Da waren die Kinder schon aus dem Gröbsten raus. Nach der Scheidung arbeitete Karin M.  mehr, um über die Runden zu kommen. Doch vor drei Jahren wurde ihr Blasenkrebs diagnostiziert und sie musste aufhören. Es folgte eine langwierige Behandlung, die sie eigentlich nicht richtig überstanden hat. Es plagen sie immer noch große Schmerzen. Zudem wurde sie psychisch krank. An arbeiten ist nicht mehr zu denken, was auch die Ärzte bestätigen.

Karin M. erhält nach dem Krankengeld nun Arbeitslosengeld und hat eine Erwerbsminderungsrente beantragt. Dafür läuft noch das Widerspruchsverfahren. Die 60-Jährige lebt in kleiner Wohnung, ist sehr bescheiden und beklagt sich nie, obwohl sie nach Abzug der Fixkosten nur wenig zum Leben hat. Doch nun ist der Heiztank leer, so dass auch kein warmes Wasser läuft. Karin M. hat keine Rücklagen und die Kinder können ihr finanziell nicht helfen. Der Sohn, der sich um sie kümmert, zahlt seine eigene kleine Wohnung ab und die Tochter wohnt außerhalb und kämpft sich als alleinerziehende Mutter selber durch. Aus diesem Grunde bat die Sozialarbeiterin um eine einmalige Spende, damit Karin M. an den Feiertagen nicht im Kalten sitzt.

 

 

Aus der SZBZ vom 24.12.2014

Das erste Weihnachten zu Hause

Von Renate Lück

Diesmal muss „Nachbarn in Not“ von zwei kleinen Kindern berichten, die mit massiven Schwierigkeiten auf die Welt gekommen sind.

Lilli G. hatte bei der Geburt eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Mit Stillen war also nichts. Sie brauchte eine Spezialnahrung und auch besondere Sauger, weil sie mit normalen nicht trinken konnte. Beides bezahlt die Krankenkasse nicht. Zudem belasteten die häufigen Fahrten nach Tübigen das Familienbudget. Doch die Vorbereitung auf die erste Operation erforderte, dass die Mutter mit dem Baby etliche Male kam. Die betreuende Sozialarbeiterin bat deshalb „Nachbarn in Not“ um Unterstützung, um wenigstens die finanziellen Probleme im Rahmen zu halten,

Noch schlimmer erging es Gabriel C., der wegen eines Leistenbruchs sofort nach Tübingen in die Klinik kam. Aber die Operation dort hatte nicht den gewünschten Erfolg, weshalb der kleine Kerl noch eine Odyssee durch mehrere Krankenhäuser erlebte. Weil er wegen Personalmangels in der ersten Klinik geradezu gezwungen wurde zu essen, bekam er Schluckstörungen. Den Eltern, die immer nur nach der Arbeit nach Tübingen fahren konnten, wurde nahegelegt, die Nacht über dazubleiben, sonst käme ihr Sohn in eine Pflegefamilie. Die Nerven lagen blank. In einer Mannheimer Klinik wurde Gabriel eine Bauchsonde gelegt, durch die er nun dauerhaft ernährt werden soll. Bis diese Sonde stabil lag, fuhr der Vater täglich dorthin. Die Mutter kümmerte sich derweil um die ältere Schwester zu Hause.

Jetzt ist Gabriel zwölf Monate alt, liegt immer noch im Bett und kann nur den Kopf bewegen. „Aber wir haben jetzt einen Therapie-Kinderwagen bekommen, damit er lernt, aufrecht zu sitzen. Er hat ja noch keine Rückenmuskulatur“, erzählt der Vater. Die ganze Familie freut sich, dass der Kleine endlich nach Hause gekommen ist. „Es ist das erste Weihnachten mit ihm.“ 

Die viele Fahrerei strapazierte nicht nur die Nerven der Familie, sondern auch das Auto und den Geldbeutel,  „Nachbarn in Not“ half mit einem Zuschuss zu den Winterreifen und die fällige Inspektion. Beide Familien sollten entlastet werden, damit sich ihre Gedanken mit den Kindern auch ums Weihnachtsfest drehen können.

 

 

Das konnten Sie am 19.12.2014 in der SZBZ lesen

Krankheiten und 25 Operationen

Von Renate Lück

In einem langen Leben ereignet sich viel. Die sprachgewandte Constanze A. war in vielen Berufen zu Hause, litt unter politischen Verhältnissen, Ehemännern und Krankheiten und nun reicht die Rente nicht für neue Bettwäsche.

Die 90-jährige wuchs in einer mehrsprachigen Familie in Sofia auf. Die Mutter war halb Griechin, halb Italienerin und der Vater Bulgare. Verständigt haben sie sich auf Französisch. Constanze A. und ihre Geschwister gingen auf eine italienische Schule. Ihre große Schwester lernte deutsch als Fremdsprache mit so viel Begeisterung, dass die Jüngere das auch wollte. Serbokroatisch war dem Bulgarischen ähnlich und russisch auch. Ihr Französisch und Englisch reicht zum Bücherlesen und wenn sie im Fernsehen Diskussionen verfolgt und ein Wort nicht versteht, schaut sie sofort im Wörterbuch nach.

Da die agile Frau wegen zwei Scheidungen immer wieder alleinstehend für ihren Sohn und sich sorgen musste, arbeitete sie als Krankenschwester und dann als Sekretärin an der griechischen und deutschen Botschaft, bis sie 1965 nach Deutschland übersiedelte. Sie schaffte bei Daimler als Lackkontrolleurin und ihr Sohn bekam dort einen Ausbildungsplatz. Doch nach und nach plagten sie schwere Krankheiten, so dass sie 25 Mal operiert werden musste. Selbst die Hände sind nicht mehr funktionsfähig. Constanze A. hat nun einen Schwerbehindertenausweis und viele Ausgaben wegen ihrer Leiden. Als sie von Mitarbeiterinnen von „Nachbarn in Not“ besucht wurde, erzählte sie ihnen, dass sie einen Bezug für ihr Bett brauche. Bisher habe sie ihn immer geflickt, aber das kann sie nicht mehr. Constanze A. erhielt einen Gutschein für neue Bettwäsche und freut sich nun riesig über das Feiertagsgefühl im Schlafzimmer.   

 

Aus der SZBZ vom 17.12.2014

Leben wird nicht normal verlaufen

Von Renate Lück

Eine Patchworkfamilie mit drei Kindern bekam vor einem Jahr noch ein Töchterchen. Als Katharina neun Monate alt war, stürzte sie in der Wohnung so unglücklich, dass sie mit einem Schädelbasisbruch ins Olgahospital nach Stuttgart eingeliefert werden musste. Trotz intensiver Behandlung wird ihr Leben nicht mehr normal verlaufen.

Nachdem das kleine Mädchen operiert und mehrere Wochen beobachtet worden war, durfte sie nach Hause. Doch nach eineinhalb Wochen stellten die Eltern eine starke Schwellung am Kopf fest und brachten Katharina wieder ins Krankenhaus. Sie wurde noch einmal operiert und musste zur weiteren Behandlung dableiben. Der Vater, der inzwischen arbeitslos wurde, fuhr jeden Tag nach Stuttgart, um sich um das Kind zu kümmern. Das Fahrgeld schlug auf die Dauer ziemlich zu Buche, so dass sich die übrige Familie meist verkniff, Katharina zu besuchen.

Auf die Psyche der Eltern schlug außerdem, dass die Klinik die Polizei beauftragte zu ermitteln, ob die Eltern oder andere Personen an der Verletzung des Kindes schuld seien. Sie mussten also einen Rechtsanwalt beauftragen, sie zu verteidigen. Die Untersuchung ergab, dass kein Verschulden der Eltern vorliegt. Doch der Jurist will trotzdem sein Honorar. Die finanzielle Situation der Familie ist äußerst angespannt, da Fabian P. nach einer Knieoperation nur Krankengeld bekommt. Ob er mit seinem lädierten Knie wieder einen vergleichbaren Job bekommt, weiß er noch nicht.

Wenn die kleine Katharina aus dem Krankenhaus entlassen wird, braucht sie Krankengymnastik und Frühförderung, da motorische Einschränkungen durch die Hirnverletzung schon jetzt zu erkennen sind. Die Ärzte sagten den Eltern, dass mit schweren Behinderungen zu rechnen ist. „Nachbarn in Not“ unterstützte die Familie mit einer Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr und einem Zuschuss zu den Prozesskosten und hofft, damit einen Funken Hoffnung zu den Feiertagen beizutragen.

 

 

Das konnten Sie in der SZBZ vom 12.12.2014 lesen:

Alle lehnten die Bezahlung ab

Von Renate Lück

Annegret M. und ihr Mann haben drei Kinder. Zwei sind fröhlich und gedeihen prächtig. Aber das älteste muss künstlich beatmet und ernährt werden.  Außerdem muss täglich das Lungensekret abgesaugt werden. Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld.

Die Familie lebt vom Arbeitseinkommen des Vaters, Kindergeld und Pflegegeld und erhält aufstockende Leistungen vom Jobcenter. Annegret M. kommt damit gut zurecht und kümmert sich rührend um ihre Lieben. Sie hat sogar so gut gewirtschaftet, dass die Familie demnächst in eine etwas größere Wohnung umziehen kann, in der sie mehr Platz für den Nachwuchs hat. Das Problem ist nun das Pflegebett des Ältesten. Weil an ihm alle medizinischen Apparate fest angeschlossen sind, darf nur Fachpersonal das Bett umräumen, um ein einwandfreies Funktionieren der Geräte zu gewährleisten.

Annegret M. ließ sich einen Kostenvoranschlag des Lieferanten geben und ging damit zur Krankenkasse. zur Pflegeversicherung, zum Jobcenter und zum Kreissozialamt. Alle Stellen lehnten die Bezahlung ab. Selber muss die Familie noch einige Möbel dazukaufen, so dass der Umzug ihre finanziellen Möglichkeiten in der näheren Zukunft völlig ausschöpft. Da war guter Rat teuer. Die Sozialarbeiterin, die sich um die Familie kümmert, bat „Nachbarn in Not“, die Umzugskosten für das Pflegebett zu übernehmen. Der Vorstand bewilligte dies, damit das Leben der Familie zu Weihnachten wieder in geordneten Bahnen verlaufen kann.

 

 

Aus der SZBZ vom 9.12.2014

Ein schrecklicher Urlaub

Von unserer Mitarbeiterin Renate Lück

Elke N. und ihrer Familie ging es prima. Ende 2006 fuhren sie in ein Hotel in Österreich, um fröhlich Silvester zu feiern. Doch dort krachte ein Wandbett herunter und veränderte ihr Leben grundlegend.

Elke N. wurde von dem Riesenmöbel voll getroffen und erlitt eine Fraktur mit vollständiger Lähmung der Arme und Beine und ausgeprägter Spastik. Zusätzlich plagen sie Schluckstörungen. Eine massive Depression war die Folge. Elke N. wurde Pflegestufe III mit Härtefall attestiert. Geringste Bewegungen und tiefes Einatmen lösen schmerzhafte Muskelkrämpfe aus. Sie braucht eine Rund-um-die-Uhr-Pflege, weil sie auch nachts alle zwei Stunden neu gelagert werden muss und Hilfe beim Abhusten benötigt. Die früher lebenslustige Frau leidet unter einem chronischen Harnwegsinfekt sowie Blasen- und Mastdarmlähmung.

Vor zwei Jahren verließ ihr Ehemann die Familie, nachdem er selbst an einem schweren Burn-out erkrankt war. Den Unterhalt zahlte er nur unregelmäßig. Sein Krankengeld lief inzwischen auch aus. Mit dem Hotel in Österreich läuft noch ein Prozess wegen Schadenersatzforderungen. Er wird durch immer neue Gutachten verzögert. Das Ersparte der Familie ist aufgebraucht, so dass das Haus von einer Bank zwangsversteigert wird. Elke N. musste für sich Grundsicherung beantragen und für ihre Tochter Hartz IV. Die betreuende Sozialarbeiterin bat „Nachbarn in Not“, Elke N. in die Spendenliste aufzunehmen und ihr für die Feiertage einen ersten Betrag zukommen zu lassen.

 

 

Aus der SZBZ vom 29. 11 .2014

Ein mutiger und fleißger Junge

Von Renate Lück

Ajdin kam vor drei Jahren als 16-Jähriger ganz allein aus dem Iran, weil sein Leben in Gefahr war. Er konvertierte zum Christentum.

In der Schule hatte er einen katholischen Freund, der ihn sehr beeindruckte. Seine eigene Familie war nicht sonderlich religiös, deshalb schloss er sich dem Freund an und ließ sich taufen. Doch das gab Ärger, sein Vater wurde seinethalben sogar verhaftet. Da beschloss Ajdin, nach England zu fliehen, weil er auf dem Gymnasium schon die Sprache gelernt hatte. Ein Onkel gab ihm Geld für die Reise. Im Zug zwischen München und Stuttgart griff ihn allerdings die Polizei auf und brachte ihn nach Karlsruhe ins Aufnahmelager. So bat er in Deutschland um Asyl.

Damit waren seine Berufspläne erst einmal geplatzt. Im Iran wollte er Bauingenieur werden, nun lernte er in der Volkshochschule Deutsch, machte den Hauptschulabschluss und wohnte während dieser Zeit in einer Wohngruppe der Jugendhilfe. So lernte er auch neue Freunde kennen. Inzwischen hat er eine Ein-Zimmer-Wohnung und einen Ausbildungsplatz als Maurer. Ajdin ist dankbar, dass er in Deutschland in Sicherheit und Frieden leben kann, und froh, wie sich sein Leben entwickelt.

Nur das Geld reicht nicht so ganz. Er bekommt zwar Bafög und einen kleinen Mietzuschuss vom Jobcenter, aber nach Abzug der Miete bleibt nicht viel. Für die Berufschule muss er neun Bücher kaufen und für den Bau Arbeitskleidung. Auch die Fahrt vom Wohnort zur Arbeit muss er selbst bezahlen.

Der Mut und die Entschlossenheit des jungen Mannes beeindruckten sowohl die Sozialarbeiterin als auch Dr. Roswitha Seidel. die Vorsitzende von „Nachbarn in Not“ sehr. Sie bewilligte ihm den nötigen Zuschuss. „Er hat sich gefreut wie Bolle, dass er das Geld kriegt“, berichtete danach die Sozialarbeiterin.

 

 

Aus der SZBZ vom 24.9.2014

Sie hilft, obwohl sie selber krank ist

Von Renate Lück

Am Beruf liegt es nicht immer, wenn man hilfsbedürftig wird. Im Falle von Carmen B. und ihrem Mann ist es seine schleichende Krankheit, die sie in die Bredouille bringt.

Sie hatten sich über einen Briefwechsel kennengelernt und dann im Urlaub in Spanien getroffen. Carmen B. war begeistert von dem klugen und freundlichen Mann. Als sie schließlich heirateten, war der IT-Fachmann schon krank, aber nicht so schlimm. Da Carmen B. Krankenschwester ist, nahm sie die Aufgabe tapfer an, ihm zu helfen. Doch mit der Zeit wurde er immer steifer. Jetzt kann er nur noch allein essen, alles andere muss sie machen. Carmen B. gab ihre Arbeitsstelle auf, weil ihr Mann nun Tag und Nacht ihre Hilfe braucht. Beim Aufstehen und Schlafengehen benutzt er einen Rollstuhl, den ihm seine Frau ans Bett schiebt. Seit er ein richtiges Krankenbett hat, passt aber ihr normales nicht mehr ins Schlafzimmer.

„Ich benötige ein schmaleres Bett für mich, um meinen Mann auch nachts versorgen zu können“, schreibt sie in ihrem Bittbrief an „Nachbarn in Not“, der ihr unendlich schwer fiel. Aber von seiner Rente und ihrem Hartz IV  kann sie sich keins leisten. Die Sachbearbeiterin im Jobcenter unterstützt das Anliegen, weil ihre Behörde die Kosten nicht übernehmen kann. Verwandte, die vielleicht helfen könnten, haben die beiden nicht. Carmen B. hat sich schon umgeschaut und etwas Passendes gefunden. „Es wäre uns eine große Hilfe, wenn „Nachbarn in Not“ uns unterstützen könnte“, schreibt die Krankenschwester, die selbst gesundheitlich angeschlagen ist.

 

 

Zuschuss ist eine große Entlastung

Von Renate Lück

Es trifft doch immer wieder Menschen, die schon genug zu tragen haben. Der Ehemann von Monika A. (Name geändert) nahm alles Geld, was zu Hause war, und verschwand. Er ließ seine Frau mit drei kleinen Kindern sitzen.

Monika A. ist in Elternzeit, weil die Jüngste erst ein halbes Jahr alt ist. So kann sich die gelernte Erzieherin auch besser um die anderen beiden Kinder kümmern. Die Sechsjährige hatte einen Hirntumor und musste deshalb zweimal operiert werden. Nun geht es ihr besser und sie kommt im Herbst in die Schule. Der Zweijährige freut sich über sein Geschwisterchen. für das er ja nun ein großer Bruder ist. Kummer machte Monika A. nur, dass ihr Mann seit einem Jahr arbeitslos war und sie mit Hartz IV auskommen mussten. Das schlug besonders bei ihrem Mann auf die Stimmung, so dass es immer öfter Streit gab. Bis sie eines Tages auf ihrem Handy das Foto seines Reisetickets fand, mit dem er ihr mitteilte, dass er sich scheiden lassen will.

Nun stand sie da mit dem Schock und ohne Geld. Eine Schwägerin lieh ihr so viel, dass sie erst einmal über die Runden kam. Doch dann ging auch noch die Waschmaschine kaputt, was mit Babywäsche und zwei lebhaften Rackern eine mittlere Katastrophe ist. Das Jobcenter half nicht, weil von Hartz-IV Geld für Ersatzbeschaffungen zurückgelegt werden muss. Da wusste die Sozialarbeiterin in der Schwangerenberatung nur noch eine Möglichkeit: sich an „Nachbarn in Not“ zu wenden. „Für die schnelle und unbürokratische Hilfe“ bedankte sie sich auch im Namen von Monika A., für die der Zuschuss eine große Entlastung bedeutete.

 

 

Start in ein zweites Leben

Von Renate Lück

Ariela M. wollte in die weite Welt hinaus und brach dafür sogar ihre Ausbildung ab. Doch der Traum vom Glück platzte schnell.

Als Au-pair arbeitete Ariela M. in den USA. Während dieser Zeit lernte sie einen netten Koch kennen und verliebte sich. Sie heirateten. „Am Anfang war alles wunderschön“, erzählt die junge Frau. Sie arbeiteten beide. Aber offensichtlich fühlte sich ihr Mann mit der neuen Situation - seiner deutschen Frau amerikanische Verhälnisse erklären zu müssen - überfordert. So jedenfalls deutet Ariela M., dass er zu trinken begann und im Suff gewalttätig wurde. Als sie ein Baby erwartete, freute er sich zuerst auch, doch dann schlug er wieder zu. Besonders wenn Ariela Freunde besuchte, die sie inzwischen kennengelernt hatte, wurde er krampfhaft eifersüchtig. „Dann bleibe ich lieber allein“, entschied sie und wich zunächst einmal zu Freunden in einem anderen Staat aus, um über ihre Zukunft nachzudenken. Als sie ihren Mann zwei Wochen später anrief um zu sagen, dass sie wieder zurückkomme, hatte er schon eine neue Freundin.

Also kehrte Ariela M. nach Deutschland zurück und brachte ihr Baby hier zur Welt. Sie reichte die Scheidung ein, doch die zieht sich, weil er unauffindbar ist. Auch Kinder- und Elterngeld bekommt Ariela M. deshalb nicht, weil der Vater die Geburtsurkunde mit unterschreiben muss. Er gibt aber immer eine falsche Adresse an. Die 24-Jährige versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Sie meldete sich obdachlos, denn eine Wohnung hatte sie nicht mehr. Bis zum achten Schwangerschaftsmonat schrieb sie Bewerbungen und nahm vom Jobcenter geforderte Vorstellungstermine wahr, zum Beispiel als LKW-Fahrerin, in einem Callcenter oder im Freibad - alles, nur um wieder ein Einkommen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Zu ihren Eltern konnte sie nicht, da gab es Probleme.

Nun hat sie eine Wohnung und bekommt Sozialhilfe. Das Jobcenter verweigerte ihr allerdings eine Erstausstattung mit der Begründung, sie solle sich ihre Möbel aus den USA schicken lassen. Freunde machten sie auf eine Haushaltsauflösung aufmerksam, so dass sie nun mit dem Nötigsten versorgt ist. Aber eine Waschmaschine fehlte noch. Da sprang „Nachbarn in Not“ mit einem Zuschuss ein. 

 

 

Aus der SZBZ vom 24.3.2014

Rekord-Spende aus der Session

Von Peter Bausch, Redaktionsmitglied

Rekordbesuch in der Stadthalle, Lob für die Bands und gute Stimmung. Mit der Weihnachtssession 2013 haben die Organisatoren eine neue Marke gesetzt. Thomas Schlüter, seit der Premiere 1979 aktiv, und IG-Kultur-Chef  Ingo Liedtke haben jetzt insgesamt 5.600 € an die Thamar-Beratungsstelle und die Aktion „Nachbarn in Not“ übergeben.

Es ist Tradition, dass die Musiker bei der Weihnachtssession keine Gage bekommen und der Erlös an gemeinnützige Gruppen und Organisationen gespendet wird. Bei der Premiere 1979, damals noch  im Foyer der Stadtbibliothek, sind 350 Mark zusammengekommen, die als Spende an Amnesty International flossen.

Über die Höhen der Spenden in den Folgejahren, als die Session über die Pauluskirche, die Turn- und Festhalle Maichingen, den Schubartsaal schließlich in der Klosterseehalle landete, gibt es keine Aufzeichnungen mehr. Sicher ist nach den Recherchen, dass 1990 im Jahr der Sindelfinger Landesgartenschau erstmals die einstmals von der SZBZ mit initiierte Aktion „Nachbarn in Not“  mit einem Betrag in Höhe von 600 Mark bedacht wurde. Schon 1994 flossen 5.000 Mark in die Hilfsorganisation, die seitdem mit ganz wenigen Ausnahmen Jahr für Jahr zu den Empfängern der Weihnachtssession-Spende gehört.

Spendenübergabe Session img001Bild: P. Bausch

1997 taucht in der Spendenliste zum ersten Mal Thamar auf, die Böblinger Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt unter der Leitung von Monika Becker, die für die Hilfe übers Internet seit April 2013 vom Kreistag eine zusätzliche 50%-Stelle genehmigt bekommen hatte: „Wir bauen die Prävention weiter aus“.

Seit dem Umzug der Weihnachtssession von der Klosterseehalle teilen sich Thamar und „Nachbarn in Not“ die Spendengelder des Konzerts. Mit der jetzt übereichten Rekordsumme von 2.800 € kommt die Hilfsorganisation NIN auf rund 30.000 Euro Spende seit der Einführung des Euro im Jahr 2002.

 

 

Aus der SZBZ vom 14.3.2014

Kinder sind unsere Zukunft

Von Renate Lück

Eine Riesenfreude hat ein Unternehmer Paula gemacht, die einen Taschenrechner für die Schule brauchte. Er schenkte ihr ein iPad aus der Überlegung heraus, dass Schulkinder zum Recherchieren auch ins Internet müssen.

Wolfgang Nast, mit sechs Geschwistern aufgewachsen, weiß, was es heißt, in bescheidenen Verhältnissen zu leben. Er erinnert sich daran, dass seine Mutter manchmal „keinen Hunger hatte“, damit die Kinder nicht noch mit ihr teilen mussten. Deshalb hatte ihn die Geschichte über Paula in der SZ/BZ so erschüttert. An „Nachbarn in Not“ schrieb er: „Hier ist ein junger Mensch, der seinen Vater verloren hat, der nicht mal ein vernünftiges Bett hat und trotzdem seinen Lebensmut nicht verlor.“ Dass sie ihre Ausbildung trotz aller widrigen Umstände fertigmachen will und sich deshalb so über den Computer freute, imponiert ihm. „Ich glaube, wir alle können glücklich sein, dass es Menschen wie Paula gibt, die in allergrößter Not noch Freude und Glück empfinden und erkennen, dass eine Ausbildung der Grundstein für die Zukunft ist.“

Er selbst machte nach der Hauptschule eine Lehre beim Daimler und setzte den Meister als Fernmeldehandwerker drauf. Dann lernte er noch Kommunikationselektriker dazu. „Das hat auch der Staat, also die Allgemeinheit, bezahlt. Nun geht es mir gut und ich will etwas zurückgeben“, sagt der Mann, der seinem Schulrektor Ernst Ewers später schrieb, was aus ihm geworden ist und ihm für seine Strenge dankte. Auch seinen Eltern ist er dankbar, dass sie ihren sieben Kindern so viel Liebe schenkten, dass diese die Familie als Kraftort erlebten.

Jetzt will Wolfgang Nast Paula helfen. Sie soll kommen, wenn sie Kopien braucht oder Hilfe im Internet oder Geld für einen Klassenausflug. „Einfach kommen - nicht als Bittstellerin - sie gehört einfach zu uns.“ Außerdem hat er die Idee, auch andere Firmen zu bewegen, Patenschaften für Jugendliche wie Paula zu übernehmen. „Kinder sind unsere Zukunft! Wir können uns nicht auf der einen Seite beschweren, dass sie faul sind, und ihnen auf der anderen lauter Steine in den Weg legen. Wir müssen sie an die Hand nehmen.“ Und in diesem Falle auch der arbeitslosen Oma Entlastung verschaffen. Dann werde Paula ihre Ausbildung fertig machen und einen Job bekommen und Geld verdienen.

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Wolfgang Nast ist von seiner Idee so begeistert, dass er weiterspinnt: „Wenn das Projekt klappt, nenne ich es ‘Paula’. Paula steht für Hoffnung. Was habe ich mich früher über Herrn Ewers und meine strenge Lehrerin geärgert, aber sie haben uns Werte mitgegeben. Es war alles richtig, was sie gemacht haben.“ Auch sein Vater hätte nie akzeptiert, dass er eine Lehre abbricht. „Da muss man durch, auch wenn es mal schwierig wird.“ Man brauche keine fünf Häuser und drei Autos, sondern Menschen, die für einen da sind. „Wir können es nur anbieten.“

 

 

Folgenden Text konnten Sie am 22.2.2014 in der SZBZ lesen:

 

Sauerstoffgerät als ständiger Begleiter

Von Renate Lück

Es ist unglaublich, was manchmal für einen geregelten Haushalt fehlt: bei Michaela P. vermisste die Nachbarschaftshelferin Reinigungsmittel und Putzzeug.

Früher dürfte die examinierte Krankenpflegehelferin, die später noch einen Kurs als Hauswirtschaftskraft absolvierte, ihre Wohnung wohl instand gehalten haben. In den letzten Jahren kümmerte sich ihr Mann darum, denn sie ist chronisch herz- und lungenkrank. Bei geringer körperlicher Belastung laufen ihre Lippen blau an. Sie ist ständig auf ein Sauerstofferät angewiesen. Immer wieder hatte sie zwischen Kur- und Krankenhausaufenthalten gearbeitet, bis es nicht mehr ging. Sie konnte keine Treppen mehr steigen und einmal ist sie fast erstickt. Da wurde die Sauerstoffdosis erhöht.

Im vergangenen Jahr erlitt ihr Mann eine Gehirnblutung und kam in ein Pflegeheim. Da die Geldmittel nicht reichen, wurde eine gesetzliche Betreuung eingesetzt. Für Michaela P. besorgte die Sozialarbeiterin im Landratsamt eine hauswirtschaftliche Hilfe und der Sohn ging abends nach seiner Arbeit einkaufen. Finanziell unterstützen kann er die Eltern nicht, denn er ist selbst behindert.

Inzwischen ist Michaela P. auch im Pflegeheim. „Mir wurde zunächst Betreutes Wohnen angeboten. Aber das ging nicht, weil ich nicht allein aus dem Bett darf, also auch nicht kochen kann“, sagt die fröhliche Frau. „Es ist komisch, mit 60 Jahren ins Altersheim zu gehen. Aber ich hab’ die Entscheidung getroffen, denn was nutzt es, wenn ich allein in der Wohnung sitze und nichts machen kann.“ So ist es möglich, mit dem kleinen Sauerstoffgerät ihren Mann zu besuchen oder im Wohnraum mit den anderen Bewohnern zu schwatzen. Nach einer halben Stunde muss sie aber wieder in ihr Zimmer zu den großen Nachschubflaschen.

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800 Euro spendete die Sindelfingerin Helga Schumacher (links) an Nachbarn in Not

(rechts NIN-Geschäftsführerin Biggi Haug)

 

Folgenden Text konnten Sie am 4.1.2014 in der SZBZ lesen:

 

Dauerndes Spießrutenlaufen

Von Renate Lück

Ein bedrückendes Beispiel für Burnout liefert Uwe F., der psychisch und körperlich so kaputt ist, dass er kaum noch laufen kann.

Uwe F. hatte in einem berühmten Restaurant Koch gelernt, bei der Bundeswehr eine Truppenküche geleitet, danach den Meister gemacht und Hotelbetriebswirtschaft studiert. Dann arbeitete er in einem Hotel, in dem er für Essen und Trinken zuständig war. Zudem eignete er sich Kenntnisse über den regionalen Wein an. Bis in dem Betrieb rationalisiert wurde. Da ging er und wurde Vertreter für Lebensmittel. Zehn Jahre arbeitete er für dieselbe Agentur, bis ihm plötzlich gekündigt wurde. Ein Schlag für ihn, der immer gute Zeugnisse vorwies. Nachdem er keine passende Stelle fand, belegte er einen Kurs in Altenpflege für Demenzkranke. Mit diesen Kenntnisse begleitete er seinen Vater bis zum Tod. Der Stress in der Pflege war ihm aber doch zu groß. Er stieg wieder in einer Lebensmittelfirma ein, doch dort war der Stress noch viel schlimmer. Zunächst profitierte er davon, dass er sich in diesem Metier auskennt, aber der Chef ließ ihn von sehr früh bis spät in der Nacht schaffen. Nach zwei Monaten brach Uwe F. zusammen. Anschließend wurde er hinausgemobbt.

Jetzt wohnt er in einer Ein-Zimmer-Wohnung, lebt von einer Erwerbsminderungsrente und hat Schmerzen im ganzen Körper. Er ist in psychiatrischer Behandlung und macht eine Schmerztherapie, um all seine Krankheiten zu ertragen. „Ich brauche die Augen zum Gleichgewichthalten. Beim Waschen falle ich ins Becken“, beschreibt er seinen Zustand. Mit den Händen kann er nichts fühlen. Er traut sich nicht auf eine Leiter und nicht in den Keller. Einen Behindertenausweis hat er jedoch nicht. „Ich muss dauernd zur Krankenkasse und irgendwelchen Behörden. Es ist ein Spießrutenlaufen.“ Nach fünf Anläufen bekam er endlich eine Haushaltshilfe, erzählt er.

Der nächste Schlag kam, als sein Vermieter die Wohnung kündigte. Jetzt sucht Uwe F. eine bezahlbare Bleibe, möglichst im Parterre, „denn das Gefühl, unerwünscht zu sein, macht mich fertig.“ Ein netter Mensch schenkte ihm ein altes Auto, damit er sich bewegen kann. Doch jetzt müssen die Bremsen repariert werden, sonst kommt er nicht durch den TÜV. Da klemmt es in seinem Geldbeutel wieder. Dabei ist das die einzige Möglichkeit für den geselligen Menschen, unter Leute zu kommen. Die Sozialarbeiterin fragte bei „Nachbarn in Not“ an, damit es für Uwe F. im neuen Jahr einen Lichtblick gibt.

 

 

 

 

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