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Schicksale

Veröffentlichungen im Jahre 2015

 

 

Aus der SZ/BZ vom 31.12.2015

Eins kommt zum anderen

Von Renate Lück

Monika B. hat seit zweieinhalb Jahren so viele Krankheiten und so viel Ärger mit der Krankenkasse, dass sie ziemlich bedrückt ins neue Jahr geht. „Man kommt gar nicht aus dem Loch raus“, sagt sie.

Die 55-Jährige hat früher tagsüber als Altenbetreuerin gearbeitet und am Abend fürs Rote Kreuz. „Das ging auf den Rücken und auf die Halswirbelsäule“, weiß sie jetzt. Außerdem plagt sie die Lendenwirbelsäule, weil sie einen Wirbel zu viel hat, der da drückt. Da steht noch eine Operation aus. Dazu kamen ein Bandscheibenvorfall und Schlafapnoe, was dann wohl die Depressionen auslöste. Und als ob dies alles nicht genug wäre, bildet sich der Kiefer zurück, so dass sich die Zähne lockern und verschieben. Sie kann kaum beißen und hat mehrere Kilo abgenommen. Durch eine Operation sollen fast alle unteren Zähne gezogen und durch eine Prothese ersetzt werden. Doch Monika B. kämpft noch darum, dies unter Narkose machen zu lassen, weil sie wegen ihres kaputten Rückens Angst hat, zu lange sitzen zu müssen. Ihre Beine werden auch so schon öfter mal taub.

Die Krankenkasse hat diese Prozedur zwar als Härtefall anerkannt. Aber laut Kostenplan muss Monika B. so viel zuzahlen, dass es über die Hälfte ihres Krankengeldes ausmacht. Das kann sie nicht. Sie braucht nämlich demnächst auch noch eine Brille, die bekanntermaßen die Krankenversicherungen auch nicht mehr bezahlen. Die betreuende Sozialarbeiterin bat „Nachbarn in Not“, hier zu helfen.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 30.12.2015

Wundsalben werden nicht bezahlt

Von Renate Lück

Meist sind es schwere Krankheiten, die Menschen in die Armut treiben. Auch Mechthild K. hatte sich ihr Leben einmal anders vorgestellt.

Die studierte Diplom-Verwaltungswirtin, die sich im Laufe ihrer Arbeit zur Programmiererin entwickelte, ist seit neun Jahren arbeitslos. Verursacht wurde dies zunächst durch einen nicht erkannten Gehirntumor, der sie so aggressiv werden ließ, dass sie im Kundenverkehr nicht mehr tragbar wurde. Man trennte sich im Guten. Ein Vierteljahr später, als sie durch diesen Tumor fast blind wurde, rettete sie eine Notoperation. Zwei Jahre war sie „außer Betrieb“, wie sie die Rekonvaleszenszeit nennt. Dann fand sie wieder einen Job und arbeitete, bis die Firma pleite ging. Seitdem lebt sie von Arbeitslosengeld II und hat ihre Wohnung von 83 Quadratmetern auf 40 reduziert. „Da geht ein 5.000 Teile-Puzzle nicht mehr rein“, trauert sie ihrem früheren Hobby nach.

Anfang des Jahres wurden gleich zwei bösartige Tumore festgestellt - Brustkrebs und Gebärmutterkrebs. Und an denen krebst sie immer noch herum. Die Bestrahlungen betrafen nun fast den ganzen Körper und die Strahlenschäden, vergleichbar einem Sonnenbrand ersten Grades, auch. Die nötigen Wundsalben werden jedoch von den Krankenkassen nicht mehr bezahlt. Von ihrem Hartz IV-Geld kann sich das Mechthild K. aber nicht leisten. Die Sozialarbeiterin - selbst gelernte Krankenpflegerin, die das sehr empört - bat „Nachbarn in Not“ um Hilfe. Nun geht es der 56-Jährigen etwas besser, obwohl die Strahlenbehandlung dazu führte, dass sie sich nicht weit weg von einer Toilette entfernen kann. Wenn sie ein Freund zum Einkaufen fährt, konzen­triert sie sich darauf, schnell fertig zu werden.

Sie freut sich aber, dass sie ihren Haushalt bis auf das Heben wieder fast allein bewältigt. Zu Weihnachten lud sie ihr ehemaliger Chef ein, der sehr gut kocht und der sie auch ins Krankenhaus gefahren und wieder abgeholt hatte. Ans Arbeitengehen kann sie allerdings nicht mehr denken, denn nun ist sie zu 100 Prozent schwerbeschädigt.

 

 

Aus der SZBZ vom 24.12.2015

Zu Weihnachten ein neues Bett

Von Renate Lück

Manchmal scheint es, als ob ein Bazillus herumfliegt, doch bei Knochenkrebs ist das wohl noch nicht nachgewiesen. Die Familie von Dieter F. wird das wenig trösten.

Der 45-jährige Kraftfahrer musste wegen dieser Krankheit seine Arbeit aufgeben, denn er konnte seine Beine und vor allem die Knie nicht mehr benutzen. Seitdem lebt die Familie, zu der ein Teenager und zwei große Kinder gehören, von Arbeitslosengeld II und dem Lohn, den Annika F. mit einem Minijob verdient. Sie pflegte ihren Mann nach der Behandlung und Reha monatelang zu Hause und kümmerte sich um den Haushalt und die drei Kinder. Inzwischen ist ihr Mann in der Lage, an Krücken langsam zu laufen. Doch es ist noch viel Übung nötig, bis er wieder fähig ist zu arbeiten. Die betreuende Sozialarbeiterin beantragte einen Schwerbehindertenausweis für Dieter F., damit er vielleicht in den Weihnachtsferien mit der Familie etwas unternehmen kann.

Inzwischen wuchs die Jüngste mächtig und brauchte zumindest ein neues Bett, was das elterliche Budget aber nicht hergab. Deshalb stellte die Sozialarbeiterin Anträge bei „Nachbarn in Not“ und bei einer weiteren karitativen Organisation, um gebrauchte Möbel zu besorgen. Ein Drittel zahlte die Familie selbst. Nun strahlt zu Weihnachten nicht nur die Tochter, es fiel auch den Eltern eine Last vom Herzen.

 

 

Aus der SZBZ vom 23.12.2015

Damit der Strom nicht abgeschaltet wird

Von Renate Lück

Manchmal regt sich die Vorsitzende von „Nachbarn in Not“. Dr. Roswitha Seidel, richtig auf, etwa, wenn Brillen nicht bezahlt werden - „Da kann man nicht arbeiten und nichts machen!“ - und wenn wegen irgendwelcher Paragrafen lebensbedrohende Situationen entstehen. Ein Beispiel ist Axel V., dem der Strom abgestellt werden sollte.

Der übergewichtige Mann kann schon seit einiger Zeit nicht mehr arbeiten und lebt von Hartz IV. Er leidet an Bluthochdruck, Diabetes und Schlafapnoe. Für Letzteres braucht er seit sechs Jahren eine Maske, die ihn nachts mit Sauerstoff versorgt. Würde er diese Maske nicht aufziehen, bekäme er sofort starke Atemnot. Außerdem erhöhte sich auf lange Sicht enorm das Risiko, an einem Schlaganfall zu erkranken.

In Schwierigkeiten kam Axel V., als er die Jahresabrechnung für den Strom erhielt und einen Betrag nachzahlen sollte, den er nicht aufbringen kann. Er ging deshalb zum Jobcenter, weil es schon einmal eine Nachzahlung übernommen hatte. Aber dieses Jahr lehnte es ab. Die Begründung: „Die von Ihnen beantragte Sonderleistung ist durch den gewährten Regelbedarf abgedeckt und stellt nach den mir vorliegenden Unterlagen keinen unabweisbaren Bedarf zur Sicherung des Lebensunterhalts dar.“ Die betreuende Sozialarbeiterin versuchte, eine Ratenzahlung beim Stromwerk zu erwirken, doch dies war nicht mehr möglich, „weil der Ablehnungsbescheid vom Jobcenter zu lange gedauert hat.“

Da Axel V. trotz der Mahnung noch nicht bezahlt hatte, drohte das Stromunternehmen: „Wenn die Versorgung eingestellt wurde, ist das mit zusätzlichen Kosten verbunden.“ Die er auch nicht hätte zahlen können. Die Sozialarbeiterin wandte sich in dieser verzweifelten Situation an „Nachbarn in Not“ und konnte erreichen, dass der Strom, den Axel V. für seine Maske dringend braucht, nicht abgeschaltet wird, bis die Entscheidung des Vereins vorliegt. Eine Eilüberweisung beendete dieses Drama. „Ein Ding der Unmöglichkeit in einem Fall, in dem es lebensbedrohlich geworden wäre“, kommentierte Dr. Seidel den Vorgang. Er ist nicht ungewöhnlich. Aber nun hofft sie, dass über die Feiertage so etwas nicht passiert und alle ruhig schlafen können.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 19.12.2015

An den Fahrkarten hängt es

Von Renate Lück

Mehrere starke Schultern benötigt das Ehepaar E. zur Zeit, um ihre Lasten zu tragen. Allein wären die beiden aufgeschmissen.

Julia E. hat keinen richtigen Beruf erlernt, aber immer gearbeitet. Zur Zeit putzt sie in einem Geschäft. Ihr Mann ist schon Rentner, erhält aber nur ein kleines Altersruhegeld, weil auch er am Schluss nur geringfügiges Gehalt bekam. Da das alles zusammen zum Leben nicht reicht, bekommt Julia E. noch Hartz-IV-Leistungen. Vor einem  Jahr dann der Schock: Ihrem Mann wurde Knochenkrebs diagnostiziert. Eigentlich war er wegen eines Lungenleidens ins Krankenhaus eingeliefert worden, doch dort entdeckten die Ärzte eine sehr schwere Tumorerkrankung. Seitdem bekommt er eine intensive Chemo-Behandlung und ist immer nur kurz zu Hause.

Julia E. besucht ihren Mann drei- bis viermal in der Woche, wäscht ihn und übernimmt Pflegetätigkeiten, die das Krankenhaus nicht leisten kann. Da sie beide am Existenzminimum leben, kann sie sich aber die vielen Fahrten mit der S-Bahn eigentlich nicht leisten, abgesehen davon, dass weitere Hilfsmittel für ihn nötig sind. Auf der anderen Seite braucht ihr Mann sie dringend in dieser schweren Zeit. Da er mindestens bis Weihnachten im Krankenhaus bleiben muss, hat die Sozialarbeiterin Anträge bei der Deutschen Krebshilfe, beim Krebsverband Baden-Württemberg und bei „Nachbarn in Not“ gestellt und selbst auch eine Monatsfahrkarte bezahlt. So wird das Ehepaar wenigstens finanziell ein bisschen entlastet und vielleicht geht es ihm bis zu den Feiertagen etwas besser.

 

Diakonieladen hat heute noch offen

Im Artikel „Wenn der Friseur zum Luxus wird“ wurde die Sozialarbeiterin zitiert, dass es im Diakonieladen Sommerkleidung gibt, aber etwas richtig Warmes oder passende Schuhe seien selten da. „Im Moment haben wir viele warme Sachen da“, sagte eine Mitarbeiterin am Telefon. Bei Schuhen sei es halt schwierig, etwas Passendes zu finden. Sie könnten ja nur verkaufen, was angeliefert werde. Der Diakonieladen in Böblingen in der Gutenbergstraße 2 hat noch bis zum 19. Dezember auf und macht dann Pause bis zum 7. Januar. Montags ist geschlossen. Dienstag, Donnerstag und Samstag ist von 9.30 Uhr bis 12.00 Uhr auf und Dienstag, Mittwoch und Freitag nachmittags von 14.30 Uhr bis 18.00 Uhr.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 15.12.2015

Lichtblick in der Weihnachtszeit

Von Renate Lück

Mit 35 Jahren Rentnerin? Ein Schlaganfall zerstörte das Leben von Sarah N., die nun auf die Hilfe ihrer Tochter angewiesen ist.

Sarah N. arbeitete sich vom Zimmermädchen zur Zimmerkontrolle in der Hotellerie hoch. Der Kontakt mit vielen Menschen machte ihr Freude. Doch plötzlich erlitt sie einen Gehirnschlag, der ihre rechte Körperhälfte und das Sprachzentrum lähmte. Es folgten ein Monat im Krankenhaus und ein Monat Reha-Maßnahmen mit viel Physio- und Sprachtherapie, um sie wieder fit zu machen. Das hoffte die lebensfrohe Frau jedenfalls und der behandelnde Arzt ließ ihr diese Hoffnung. Doch die Körperseite blieb unbeweglich und die Sprache ist nach Jahren immer noch verwaschen. An Arbeitengehen war nicht mehr zu denken. Da ihr Ehemann schon vor geraumer Zeit ausgezogen war, musste Sarah N. eine Erwerbsunfähigkeitsrente beantragen, um leben zu können. Die liegt knapp über dem Wohngeldniveau und erlaubt keine finanzi­ellen Rücklagen.

Im Haushalt hilft Sarah N. ihre mittlerweile erwachsene Tochter und bei schriftlichen Dingen auch. Sie kommt, so oft es ihr möglich ist, und begleitet sie auch zum Arzt und zu Behörden. Doch finanziell unterstützen kann sie ihre Mutter nicht. Nun hat die Waschmaschine den Geist aufgegeben. Nach geschätzten 15 Jahren Betriebsdauer lohnt sich die Reparatur nicht mehr. Und mit der Hand waschen, ist für Sarah N. unmöglich. Damit die Weihnachtszeit ein bisschen heller erscheint, gab „Nachbarn in Not“ einen Zuschuss zu einem neueren Gerät.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 11.12.2015

Eine tapfere und bescheidene Frau

Von Renate Lück

Das Leben als alleinerziehende Mutter hat Monika B. gepackt. Aber als sie Multiple Sklerose bekam, veränderte sich alles.

Gearbeitet hat Monika B. die ganze Zeit und ihre beiden Kinder seit der Scheidung vor neun Jahren allein groß gezogen. Der Ältere strebt das Abitur an, der Jüngere besucht eine Schule für Hörgeschädigte, was zusätzliche Kosten verursacht. Auch ihr Bruder hat eine Hörbehinderung, weshalb sie sich auch um ihn kümmert. Vor zwei Jahren erkrankte Monika B. allerdings an Multipler Sklerose. Sie hat starke Schübe, was sie extrem einschränkt. Wegen des Taubheitsgefühls in den Beinen fällt sie beim Gehen immer wieder hin und verletzt sich dabei. Da die Krankheit bei ihr sehr heftig auftritt, musste sie ihre Berufstätigkeit aufgeben und lebt seitdem von Arbeitslosengeld II. Um noch etwas dazu zu verdienen und auch um unter Leute zu kommen, nahm Monika B. eine geringfügige Beschäftigung an, was ihr ein gutes Gefühl gibt, selbst etwas tun zu können.

Mutter und Kinder lebten in einer Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung, was mit den älter werdenden Söhnen nicht mehr geht. Wie durch ein Wunder fand Monika B. eine bezahlbare größere Wohnung und kann noch vor Weihnachten umziehen. Allerdings fehlten nun Lampen und einige Möbel. Aber sie ist sehr pfiffig im Organisieren von gebrauchten Dingen. So fand sie einen Küchenblock, der ihrer Meinung erst einmal ausreicht. Freunde helfen ihr beim Einbauen. Trotzdem reißt das ein großes Loch ins Budget. Die betreuende Sozialarbeiterin schrieb deshalb an „Nachbarn in Not“: „Frau B. ist eine sehr tapfere und bescheidene Frau, die sich rührend um die Kinder kümmert und versucht, trotz der Krankheit zu arbeiten und zurecht zu kommen. Ich möchte Sie bitten, sie mit einem Zuschuss für die Küche zu unterstützen.“ Der Vorstand sah das ein und half auch mit einer Umzugspauschale.

 

 

Aus der SZBZ vvom 9.12.2015

Angst um Leib und Leben

Von Renate Lück

Im Moment kommen viele neue Flüchtlinge nach Deutschland, aber es sind auch welche hier, die schon vor einigen Jahren Schutz suchten, wie Familie P. Sie kam nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern weil sie überfallen wurde.

Es ging Familie P. in Mazedonien gut. Doch eines Nachts drangen drei Fremde ins Haus der Großeltern ein, schlugen die Frau zusammen und zwangen sie, Reinigungsmittel zu trinken. Das führte zu so schweren inneren Verletzungen, dass ihr in Deutschland der Magen entfernt werden musste. Nach dem Überfall stand in roter Schrift an der Hauswand, die Mutter sei jetzt fertig, nun käme die Enkelin dran. Daraufhin floh die ganze Familie Hals über Kopf. Da Mazedonien damals noch nicht als sicheres Herkunftsland galt, hofft die Familie auf Anerkennung als politische Flüchtlinge.

Die Großeltern sowie Sohn und Schwiegertochter mit ihren drei kleinen Kindern leben in einer Dreizimmerwohnung. Omar P. arbeitet bei einer Reinigungsfirma und hat noch einen Minijob. Er spricht schon sehr gut deutsch und hofft, demnächst mehr arbeiten zu können. Seine Frau kümmert sich um die kranken Eltern - der Vater geht seit einem schweren Autounfall an Krücken und die Mutter ist psychisch angeschlagen - und um die Kinder, die Schule und Kindergarten besuchen. Außerdem verdient sie noch ein bisschen als Aushilfskraft. Weil die Mutter teure Spezialnahrung braucht, reicht das Geld nicht für Winterkleidung und -schuhe für die Kinder. Deshalb bat die betreuende Sozialarbeiterin „Nachbarn in Not“, vor Weihnachten zu helfen.

 

 

Aus der SZBZ vom 4.12.2015

Keine Rente und keine Versicherung

Von Renate Lück

Wie man aus einer erfolgreichen Karriere abstürzen kann, zeigt die Geschichte von Werner St., der nun um einen neuen Bezug für seinen Wischmob und um Bettwäsche bittet.

Eigentlich hat er Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart studiert und nebenbei Sport getrieben. Als aber sein Vater ins Pflegeheim kam mit Pflegestufe III, wurde der Sohn zur Bezahlung der Kosten mit herangezogen. „Ich musste eine Entscheidung treffen. Das Studium hätte noch eine Weile gedauert, aber die Aussichten auf einen Job waren zu dieser Zeit nicht rosig.“ Werner St. brach er das Studium ab und begann als selbstständiger Sportlehrer zu arbeiten. Er war bei den Jugendlichen sehr beliebt. Es machte ihm auch viel Spaß und sogar zu geistig Behinderten fand er einen Draht. Ob aus Selbstsicherheit oder weil die Einnahmen doch nicht so regelmäßig und hoch waren, er zahlte nur ungenügend Sozialabgaben und hat jetzt mit 66 Jahren weder eine Altersversorgung noch eine Krankenversicherung.

Dadurch, dass die Aufträge immer weiter zurückgingen, spitzte sich seine finanzielle Lage so zu, dass er die Miete für seine Wohnung nicht mehr aufbringen konnte. Sie wurde zwangsgeräumt und Werner St. schlief „irgendwo“. Als Bekannte dies mitbekamen, brachten sie ihn ins Rathaus zur Stelle „Hilfe bei Wohnproblemen“. Er bekam einen Platz in einer Obdachlosenunterkunft und die Sozialarbeiterin beantragte für ihn Grundsicherung. Der Versuch, ihn wieder in seine alte Krankenversicherung zu bringen, scheitert an seiner Blockade. Er fürchtet, die 8.000 Euro bezahlen zu müssen, die er schuldig blieb. weil er seit zwanzig Jahren keine Beiträge bezahlte.

Es sind seelische Probleme, die ihn plagen. „Ich habe 15 Kilo abgenommen und fühle mich zu schwach zu arbeiten. Da ist man nah dran, sich selbst aufzugeben“, sagt er. Eine Familie hat er nicht und Eltern und Schwester sind gestorben, so dass ihm niemand beistehen kann. Durch die Zwangsräumung verlor er bis auf seine Kleidung und persönlichen Dinge den ganzen Haushalt. Damit er sich nach und nach wieder einrichten kann, bat die Sozialarbeiterin „Nachbarn in Not“, Werner St. auf die Seniorenliste zu setzen. So bekommt er zweimal im Jahr einen kleinen Betrag, mit dem er sich zuerst einen Bezug für den Wisch­mob und neue Bettwäsche kaufen wollte. Die Sozialarbeiterin sagt ganz gerührt: „Ich bin sehr froh, wenn jemand seine Wohnung in Ordnung halten will und nicht gleich an einen Fernseher denkt.“

 

 

Aus der SZBZ vom 1.12.2015

Sie kämpft und braucht weiter Hilfe

Von Renate Lück

Ein Beispiel, wie Seniorinnen mit wenig Geld durchkommen müssen, ist Cecil M. aus Schlesien. Obwohl sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet hat, geht die Hälfte der Rente für die Miete weg, Und nun bremst sie noch Parkinson aus, um ihre Finanzen aufzubessern.

Cecil M. war Lehrerin, spielte Geige und Klavier im Orchester ihres Gymnasiums und in der Hochschule und auch heute noch sind Musik, Literatur und die Natur „die helle Allee in meinem Leben“, wie sie poetisch formuliert. Sie heiratete einen Deutschen, dem sie 1983 in seine Heimat folgte. Ihre antike Geige durfte sie zu ihrem Leidwesen nicht mitnehmen. Auch die Ehe ging auseinander und so zog sie ihren Sohn allein groß, ging zuerst putzen und arbeitete dann in verschiedenen Betrieben, bis sie mit 60 Jahren in Frührente ging. Aber auch dann legte sie die Hände nicht in den Schoß. Neben den Enkelchen half sie fremden Kindern in der Hausaufgabenbetreuung und belegte Kurse für das Zertifikat als Tagesmutter. Doch da merkte sie schon den Beginn der Krankheit. Nun sitzt sie wirklich am Tisch, liest Bücher und Zeitungen und schreibt Tagebuch und Gedichte, zum Beispiel eins zur deutschen Einheit:

Ich mag deine Farben, meine zweite Heimat. Gold: wie die Sonne und der Reichtum der Ernte auf den Sommerfeldern und herbstlich gemalte Blätter. Rot: wie die Liebe und Rosen und die reifen Kirschen, wie vulkanische Lava und der Himmel bei Sonnenuntergang. Schwarz: wie Mutter Erde - der Grundstein unserer Existenz, wie Trauer und die Farbe der Nacht, wo alles ruht. Ich lebe ein zweites Leben dank dir Allemania. Ich liebe ein zweites Mal - jetzt dich Allemania. Du bist die stolze Schwester der stolzen Polonia in der Europa-Familie. Ich wünsche euch beiden guten Zeiten, viel Verständis miteinander und anderen Völkern und Frieden, Frieden, Frieden!

Doch die Poesie hilft nicht immer über den Alltag. Der Staubsauger ist kaputt und die Matratze durchgelegen, was die brennenden Schmerzen verschlimmert, die die zusätzlich Polyneuropathie in  Beinen und Füßen verursacht. „Nachbarn in Not“ hilft, damit Cecil M. sich auf Weihnachten freuen kann.

 

 

Aus der SZ/BZ vom 28.11.2026.

Wenn der Friseur zum Luxus wird

Von Renate Lück

„Bei aller Problematik, mit der unser Land zur Zeit konfrontiert ist, dürfen wir nicht die Not in unserer Umgebung vergessen“, sorgt sich die Vorsitzende von „Nachbarn in Not“, Dr. Roswitha Seidel, nach ihrer Seniorentour vor Weihnachten. „Es sind in der Regel Frauen, die die Altersarmut trifft“, bestätigt Sozialpädagogin Betina Hartig im Haus der Diakonie in Böblingen.

„Frauen, deren Männer die Hauptverdiener waren - die die Kinder großgezogen und höchstens in schlecht bezahlten Jobs gearbeitet haben. Das Modell funktioniert, solange es gut geht. Trennen sich die Eheleute jedoch, bekommen die Frauen im Alter eine Mini-Rente.“ Selbst mit Grundsicherung sei es so wenig, dass sie mit Glück noch die Miete und das Notwendigste bezahlen können. Brauchen sie eine kleinere Wohnung, suchen sie genauso verzweifelt, wie allen anderen mit schmalem Budget. Christine Jourdan im Sindelfinger Sozialamt weiß noch eine Gruppe: „Frauen, deren Männer selbstständig waren und denen sie ohne Gehalt halfen, haben oft ihre Altersversorgung vernachlässigt - sei es, weil das Geschäft gut lief oder weil man das Geld der Rentenbeiträge brauchte. Oft hat sich die Frau sogar ihre bis dahin angesparte Rente auszahlen lassen.“

„Es rührt mich immer sehr, die Frauen drehen buchstäblich jeden Cent um“, sagt Hartig. Eine isst meist Zwieback zum verdünnten Joghurt und manchmal Gemüseeintopf als Hauptgericht. „Schweineschnitzel mit Pürree und Erbsen ist für mich wie Weihnachten“, erzählte die 91-Jährige. Schuhe reparieren lassen sei aber schwierig. „Sie sind sehr bescheiden und schämen sich, ins Amt zu kommen“, bestätigt Hartig. „Dann erzählen sie von früher, wie gut es geplant war.“ Kinder, die genug verdienen, unterstützen die Mutter. Doch manchmal wohnen sie weit Basar20151107-03-kweg und der Mutter sei es peinlich, um etwas zu bitten.

 

 

Bild Lück. Stand von Nachbarn in Not am Sindelfinger Weihnachtsbasar

 

 

 

 

 

 

Etwa achtmal im Jahr komme eine Frau zu ihr, deren Mann keine nennenswerte Lebensversicherung hinterließ. Die Witwenrente reiche auch mit Grundsicherung nicht, um Winterkleidung oder feste Schuhe zu kaufen. Sommerkleidung gibt es im Diakonieladen. Aber etwas richtig Warmes oder passende Schuhe seien selten da. „Ich kann Gut­scheine für den Diakonie- und den Tafelladen geben“, sagt Betina Hartig. Was sie nicht hat, sind Kino- oder Theaterkarten. Wer im Umland wohnt, könne sich auch den Bus in die Stadt nicht leisten. „Damit sind sie ausgegrenzt. Sie können nicht mal eben mit der Freundin nach Stuttgart zum Weihnachtsmarkt fahren und einen Glühwein trinken. Mir wird immer wieder bewusst, woran es fehlt: an den normalen Begegnungen und Gesprächen.“

Die Frauen haben auch alle kein Auto. „Es ist Ironie: Selbst mit Hartz IV darf man ein Auto haben, kann aber weder die Versicherung noch den Sprit bezahlen geschweige denn Reparaturen. Wir wohnen in einer teuren Gegend.“ Luxus sei ebenso ein Friseurbesuch - „Sie sparen darauf!“ - oder das Thermalbad, das ihnen gut täte. Die Brille zahlt die Krankenkasse nicht, die fast jeder im Alter brauche. „Das geht nur durch Spenden. Wenn es ‘Nachbarn in Not’ nicht gäbe, wäre das alles nicht möglich.“

 

 

Das konnten Sie am 29.10.2015 in der SZBZ lesen:

Hilfe für eine junge Kämpferin

Von Renate Lück

Brigitte F. ist eigentlich eine lebenslustige Frau. Das half und hilft ihr, schwere Schicksalsschläge zu ertragen. Aber nun klemmt es am Geld für eine Misteltherapie.

Vor zwei Jahren war die 36-Jährige an Krebs erkrankt. Den hatte sie gut Überstanden und konnte wieder ganz normal arbeiten. Sie trieb auch Sport und stand wie vorher mitten im Leben. Als sie schwanger wurde, waren sie und ihr Lebensgefährte sehr glücklich. Doch dann erschütterte die Diagnose, der Krebs ist zurück, die ganze Familie. Die Behandlung begann sofort mit starken Medikamenten und Chemotherapie, so dass Brigitte F. die Schwangerschaft abbrechen musste. Das war für sie eine Katastrophe, hatte sie sich doch so auf das Kind gefreut. Auch ihr Partner war entsetzt, aber statt ihr beizustehen, verließ er sie.

Zum Glück hat Brigitte F. ein gutes Netzwerk an Freunden, die ihr helfen. Das gibt ihr Kraft. Sie nimmt sogar während ihrer Behandlung an einer Krebsstudie teil. Ergänzend machte sie eine Misteltherapie, die ihr gut tat. Solch paramedizinischen Dinge zahlt die Krankenkasse aber nicht. Da sie inzwischen zu allem Unglück auch noch ihren Arbeitsplatz verlor und nun von Arbeitslosengeld und Hartz IV-Leistungen lebt, kann sich die tapfere Frau  diese Ausgabe nicht mehr leisten. Die Sozialarbeiterin, die sie begleitet, bat deshalb Nachbarn in Not um eine einmalige Spende für einen Monat, denn sie ist von der ”Kämpferin” sehr beeindruckt.

 

 

Das konnten Sie am 29.9.2015 in der SZBZ lesen

Mit wenig Geld große Entlastung erreicht

Von Renate Lück

Ihr Lebensweg verlief bisher nicht in ruhigen Bahnen und nicht besonders schön. Nun half Nicole R. schon eine kleine Summe, um ihr Luft zu verschaffen.

Die 40-Jährige hat seit Kindesbeinen viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen und wuchs mehr oder weniger in Kinderheimen auf, was ihrer Entwicklung und ihrem Selbstbewusstsein nicht gut tat. Sie bemühte sich aber tapfer, ihr Leben zu bewältigen und wenn etwas schief ging, immer wieder aus dem Schlamassel herauszukommen. Zuletzt arbeitete sie im Einzelhandel. Diese Arbeit musste sie allerdings aufgeben, als ihre Erkrankung an multipler Sklerose und Asthma stark voranschritten. Seitdem ist sie arbeitslos und lebt von Erwerbsunfähigkeitsrente und Grundsicherung. Das ist wenig. Erschwerend kam hinzu, dass sie noch einen Kredit in kleinen Raten abzahlen musste.

Aufgrund der Einschränkungen durch die multiple Sklerose stürzt sie öfter in der Wohnung und hat dann größte Schwierigkeiten, wieder auf die Beine zu kommen. Die Angst stieg, eines Tages nicht mehr allein aufstehen zu können. Deshalb wünschte sie sich einen Hausnotruf, um Hilfe holen zu können. Der kostet aber monatlich etwa so viel, wie sie als Raten abbezahlte. Mehr gab das Budget nicht her. Da sie zu dieser Zeit auch noch nicht in eine Pflegestufe eingruppiert war, erhielt sie weder von der Krankenkasse noch von der Pflegeversicherung finanzielle Unterstützung. Der sie begleitende Sozialarbeiter bat deshalb „Nachbarn in Not“. die restliche Kreditsumme zu übernehmen, damit Nicole R. den Hilfsknopf einrichten lassen konnte.

 

 

Das konnten Sie am 31.7.2015 in der SZBZ lesen

Unterstützung für einen aktiven Sommer

Von Renate Lück

Die Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisation „Nachbarn in Not“ basteln zwar schon für den Weihnachtsbasar, aber die Geschäftsführung hat erst einmal ein Sommer-Aktiv-Paket geschnürt, und zwar für Junge und Junggebliebene.

Eine, die schon Nutznießerin des Zuschusses zur Seniorenfreizeit war, ist Elke Petersen. Die Hamburgerin, die seit 40 Jahren in Sindelfingen lebt, wusste gar nichts von „Nachbarn in Not“. Erst als Kühlschrank und Herd gleichzeitig kaputt gingen und sie eine Riesenstromrechnung bekam, erfuhr sie davon. „Frau Jourdan hat mir dann auch gleich das Täle vermittelt. Da war ich zum ersten Mal und es war so toll.“ Die 74-Jährige hatte sich ihre Rente auszahlen lassen, als sie heiratete, und das später sehr bereut. Nun ist das Budget überschaubar. Während der Freizeit im Eichholzer Täle lernte sie neue Bekannte kennen, mit denen sie Romme spielte. Mit einer Frau aus dem Rotbühl trifft sie sich dazu immer noch. Auch von den Veranstaltungen und besonders vom Super-Essen schwärmt sie begeistert.

 

 

Das konnten Sie am 26.6.2015 in der SZBZ lesen

Rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen

Von Renate Lück

Manche Familien trifft das Schicksal gleich mehrere Male. Bis vor einem Jahr kümmerten sich Gabriele B. und ihr Mann gemeinsam um ihre schwerbehinderten Kinder. Aber dann ertrug er es nicht mehr, dass die Jugendlichen schon im Rollstuhl sitzen, und verschwand.

Mit fünf Jahren bekam zuerst Laura die seltene Erbkrankheit Ataxie, eine Störung der Bewegungskoordination, die durch Veränderungen im Gehirn ausgelöst wird. Zwei Jahre später war auch ihr jüngerer Bruder dran. Nun leiden sie schon fast zehn Jahre an unregelmäßigen Bewegungen und Gleichgewichtsstörungen. Bis vor kurzem torkelten sie noch den Gang entlang, inzwischen können sie gar nicht mehr laufen. Auch das Sprechen ist extrem schwierig. Sie sind rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen und können wortwörtlich keinen Schritt allein tun.

Beide besuchen Schulen für körperlich Behinderte, wo alles dafür getan wird, den Status möglichst zu erhalten. Auch die Physio- und Ergotherapien sind hilfreich. Heilen kann man die Krankheit nicht. Gabriele B. hörte auf zu arbeiten, als die Diagnose bei Laura gestellt wurde. Seit auch Markus erkrankte, kümmert sie sich liebevoll um ihre lebhaften und fröhlichen Kinder. Ihr Mann arbeitete die ganze Zeit, verkraftete es aber eines Tages nicht mehr, dass er so behinderte Kinder hat. Er verließ die Familie und überwies auch kein Geld. Der Kontakt ist völlig abgebrochen. Nun ist Gabriele B. auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Das Geld reicht im Alltag für das Nötigste. Doch nun ist das Sofa kaputt, die Sprungfedern gucken durch den Bezug. Es wird halt mehr belastet, weil die Jugendlichen neben der Schule kaum aus dem Haus kommen. Da keine Rücklagen dafür zur Verfügung stehen, bat die Sozialarbeiterin um Unterstützung durch „Nachbarn in Not“.

 

 

Das konnten Sie am 16.4.2015 in der SZ/BZ lesen:

Nur zwei Jahre in der Schule

Von Renate Lück

Hülja M. erlebte in ihrer Familie ein Martyrium. Nachdem sie sich aufgerappelt hatte und arbeiten ging, wurde sie am Schluss so gemobbt, dass sie zusammenbrach. Nun tut sie alles, um wieder auf die Beine zu kommen.

Die 50-Jährige erlebte die relativ häufige Situation, dass ihre Eltern nach Deutschland zum Arbeiten gingen und nur die Söhne mitnahmen. Sie blieb bei den Großeltern in der Türkei. Die meinten, dass ein Mädchen keine Schulbildung brauche. Mit acht Jahren wurde sie von ihren Eltern geholt, doch auch der Vater hielt nichts von Schule. Merkwürdigerweise fiel sogar den deutschen Behörden das Kind sehr spät auf. So kam es, dass Hülja M. nur zwei Jahre zur Schule ging, bevor sie mit 15 Jahren verheiratet wurde. Ihre Schwiegereltern wollten schnell Enkel und so gebar sie hintereinander vier Kinder, bis endlich ein Junge auf die Welt kam. Ihr Mann, genauso jung wie sie, schlug sie zu Hause grün und blau und ging fremd.

Als der Jüngste vier Jahre alt war, warf ihr Mann sie aus der Wohnung, weil er eine andere Frau heiraten wollte. „Da stand ich mit meiner Handtasche auf der Straße und war obdachlos“, erzählt sie und zittert heute noch. Selbst die Kinder durften nicht mit ihr reden. Ihre Schwester fing sie auf. Doch Hülya M. wollte der Familie nicht lange zur Last fallen. Sie begann mit Babysitting und meldete sich dann bei einer Zeitarbeitsfirma. Sie erhielt ein Zimmer in einem Heim und nach und nach lernte sie genug Deutsch, um verschiedene Arbeitsstellen auszufüllen. Schließlich ging es ihr als Küchenhilfe in einer großen Firma ganz gut, bis die Kantine verkauft wurde. Da sie relativ gute Konditionen hatte, wurde sie anschließend so gemobbt, dass sie psychisch krank wurde und in eine Klinik kam. Unter anderem hatte man ihr während der Arbeit Briefe vorgelegt, die sie sofort unterschreiben sollte, obwohl sie die gar nicht lesen konnte.

Nun ist sie zu 30 Prozent behindert und weiter in Therapie. Sie will wieder arbeiten, doch die drei Schichten am selben Platz hat ihr der Arzt untersagt. Um ihr Selbstwertgefühl zu stärken, möchte die Sozialarbeiterin, die sie betreut, Hülya M. in die Volkshochschule schicken. Sie wurde schon für einen Fortgeschrittenenkurs getestet, weil sie so gut Deutsch spricht. Nur vor dem Schreiben und der Grammatik hat sie Angst. Das muss sie nachlernen. Ihr Krankengeld reicht allerdings für die Materialien nicht aus. Deshalb bat die Betreuerin „Nachbarn in Not“ um Hilfe.

 

 

Das konnten Sie am 8.4.2015 in der SZ/BZ lesen:

Ein Bett für einen kranken Rücken

Von Renate Lück

Mirko F. hat schon eine größere Kurve durch Länder und Berufe hinter sich. Jetzt ist sein Kreuz kaputt und er besitzt nicht einmal ein richtiges Bett.

Mirko F. ist von Beruf Journalist. Er arbeitete in seiner Heimat Jugoslawien bei einer Zeitung. bis der Krieg ausbrach. Da bekam er Schwierigkeiten, weil manchen Leuten nicht gefiel, was er schrieb. Seine Brüder lebten zu der Zeit in Italien, also ging er zu ihnen und versuchte, dort Fuß zu fassen. Vom Schreiben allein konnte er aber nicht leben, weshalb er sich seine Brötchen auch in einer Fabrik und in der Gastronomie verdiente. Eines Tages lernte er eine nette Deutsche kennen und zog der Liebe wegen in den Landkreis Böblingen. Auch hier arbeitete er in verschiedenen Firmen, zuletzt in einer Spedition.

Das schwere Möbelschleppen führte allerdings vor einem Jahr zu einem Bandscheibenvorfall. Es folgten Operation und ein langer Krankenhausaufenthalt mit anschließender Rehabilitation. Im Moment bekommt er eine ambulante Therapie. Arbeiten geht noch nicht. Der 45-Jährige weiß, dass er als Möbelpacker nicht mehr einsetzbar ist, aber er glaubt fest, dass er etwas anderes finden wird. Schließlich war er in seinem Leben immer sehr flexibel.

Er wohnt in einer kleinen Wohnung und hatte bisher kein Bett, nur eine Matratze auf dem Boden. Das war in Ordnung, solange sein Rücken gesund war. Nun braucht er aber ein richtiges Bett, in dem er gut liegt und schmerzfrei schlafen kann. Von dem Krankengeld, das er zur Zeit bezieht, kann er das nicht kaufen. Und die Frau, wegen der er nach Deutschland zog, ist weg. So fragte er die betreuende Sozialarbeiterin, ob sie jemanden wüsste, der ein gebrauchtes Bett verschenken könne. Sie aber bat „Nachbarn in Not“ um einen Zuschuss für ein neues.

 

 

Das konnten Sie am 21.2.2015 in der SZBZ lesen:

Das Jobcenter zahlt nicht.

Von Renate Lück

Das Jobcenter ist verpflichtet, nach Gesetz und Ordnung Gelder zu vergeben. Doch manchmal sind Entscheidungen  nicht nachzuvollziehen und grenzen an Prinzipienreiterei.

Thea P. zieht vier Kinder alleine auf, nachdem die Beziehung zum Vater dieser Sprösslinge vor drei Jahren gescheitert ist. Bevor die Jüngsten auf die Welt kamen, arbeitete sie als Arzthelferin, aber dann kümmerte sie sich um die Zwillinge. Jetzt sind sie im Kindergarten und Thea P. auf Arbeitssuche. Das gestaltet sich als sehr schwierig, weil sie nur vormittags aus dem Haus gehen kann, wenn die Kinder betreut sind. Die Arbeitgeber fürchten jedoch, dass sie öfter Mal ausfallen könnte, wenn die Kinder krank sind. Aber Thea P. gibt nicht auf und sucht weiter.

Das Haushaltsgeld ist knapp. Unterhalt vom Vater und Kindergeld werden aufgestockt durch Arbeitslosengeld II. Thea P. kann immer nur das Nötigste kaufen. Nach den Faschingsferien geht die Klasse der Ältesten ins Schullandheim. Dafür gibt es für bedürftige Kinder normalerweise Geld aus dem staatlichen Bildungs- und Teilhabepaket. Doch hier zahlt das Jobcenter nicht, weil der Vater ein Sparbuch auf den Namen der Tochter angelegt hat. Das gilt als Vermögen, das angerechnet wird. Das ist zwar rechtlich in Ordnung, für die alleinerziehende Mutter aber eine Katastrophe, weil weder sie noch ihre Tochter an das Sparbuch herankommen.

„Das ist kein Einzelfall“, sagt frustriert Bettina Hartig, die betreuende Sozialarbeiterin in der Diakonie. Sie stellte einen Antrag an „Nachbarn in Not“ und bat um einen Zuschuss zu den Kosten des Schullandheims, damit das Mädchen mitfahren kann.

 

 

 

 

 

 

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